Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Mittwoch schwächer. Vor der am Abend erwarteten Zinsentscheidung der US-Notenbank haben die Anleger einen Gang zurückgeschaltet. Die Freude von Vortag, als die Nachricht über den nachlassenden Inflationsdruck in den USA die Märkte angetrieben hatte, sei wieder der Vorsicht gewichen, heisst es in Börsenkreisen. Daher bröckelten die Kurse ab. Nach dem Rückgang der Inflation dürfte das Fed den Leitzins wie erwartet wohl nur um 50 Basispunkte erhöhen, heisst es weiter. Auch von der Schweizerischen Nationalbank und der Europäischen Zentralbank, die ihre Entscheidungen am Donnerstag veröffentlichen, werden geringere Zinsschritte von "nur noch" 50 BP erwartet.

Doch eine geringere Zinserhöhung des Fed genüge nicht mehr, um die Märkte zu befriedigen. Diese wollten klare Hinweise, wie die Geldpolitik inskünftig aussehe und wo sie im aktuellen Zinserhöhungszyklus stünden. Daher sei das Enttäuschungspotenzial sehr hoch. Die Meinungen über die weitere Entwicklung gehen dabei weit auseinander. Während viele Marktteilnehmer im Laufe des Jahres 2023 bereits wieder Zinssenkungen erwarten, sind andere davon überzeugt, dass ein Ende des Zinszyklus noch nicht in Sicht ist und es daher auch nicht so bald zu Zinssenkungen kommt. "Die Zinsen könnten viel länger hoch bleiben, als dies so manchem Marktteilnehmer lieb ist", sagt ein Händler.

Der SMI gibt um 11.05 Uhr um 0,40 Prozent nach auf 11'091,93 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, ermässigt sich um 0,56 Prozent auf 1698,46 und der breite SPI um 0,36 Prozent auf 14'155,81 Zähler. Nur fünf der 30 SLI-Werte legen zu. Der Rest gibt nach.

Die stärksten Verluste bei den Standardwerten verbuchen Aktien, die am Vortag auch kräftig gestiegen waren. Dazu zählen etwa Wachstums- und Technologiewerte wie Partners Group, Givaudan, Logitech, VAT und Temenos sowie Sonova und Straumann oder auch Zykliker wie Schindler, Geberit und Sika mit Einbussen zwischen 2,2 und 0,9 Prozent. Zu den grösseren Verlierern gehören auch die Grossbanken UBS (-1,4%) und Credit Suisse (-1,2%). Die Aktien der CS geben damit anfängliche Erholungsgewinne wieder her und setzen den Abwärtstrend fort.

Auf der anderen Seite legen Swatch (+0,7%) und die Versicherer Swiss Life (+0,4%) und Zurich (+0,5%) zu. Uneinheitlich zeigen sich die Schwergewichte: Während Novartis (+0,4%) fester sind, geben Roche (-0,4%) und Nestlé (-0,2%) ein wenig nach.

Holcim gewinnen 0,2 Prozent. Der Zementkonzern verabschiedet sich aus Russland und verkauft das Geschäft ohne finanzielle Angaben ans dortige Management. Der Verkauf habe keine wesentlichen finanziellen oder geschäftlichen Auswirkungen, teilte der Konzern mit. Das Russland-Geschäft hatte im Jahr 2021 weniger als 1 Prozent zu Umsatz und Betriebsgewinn beigetragen.

Auf den hinteren fallen Obseva (+6,7%) positiv auf. Die Aktien der Biotechfirma würden gesucht, da das Unternehmen nach eigenen Angaben die Mindestanforderungen für ein Listing an der US-Börse Nasdaq wieder erfüllt, heisst es am Markt.

Bei Addex (+8,3%) sorgt eine Studie der ZKB für steigende Kurse. Diese sieht nämlich in der Zusammenarbeit mit Jansen im Bereich der Epilepsie ein hohes Ertragspotenzial. Das Risiko sei mit Blick auf die möglichen Ergebnisse der derzeit laufenden Studie aber hoch.

Allreal sind unverändert. Bei der Immobilienfirma wird im kommenden Jahr die Spitze ausgewechselt. Nach dem CEO hat nun auch der CFO seinen Rücktritt angekündigt. Dies sorge für Verunsicherung, sagt ein Händler. Doch man kann dies auch positiv sehen. Laut Baader Helvea könnte Allreal nun die Strategie überprüfen. Und dies sorge auch für Fantasie, sagt ein Händler. Zumal der Schweizer Immobilienmarkt ja sehr fragmentiert sei.

Stadler Rail (+0,7%) profitieren von einem neuen Grossauftrag, diesmal aus Kasachstan, im Wert von 2,3 Milliarden Euro.

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