Zürich (awp) - Die Stimmung an den Finanzmärkten bleibt angeschlagen. Daher setzt die Schweizer Börse ihren seit Wochenbeginn eingeschlagenen Abwärtstrend fort. Aktuell steuert der SMI auf einen Wochenverlust von annähernd 2 Prozent zu - und dies, nachdem er erst vor 10 Tagen bei 11'616 noch ein Intraday-Jahreshoch erzielt hatte. Aber nicht nur charttechnisch hat sich das Bild in den letzten Tagen schlagartig geändert. Auch die Ängste vor einem Scheitern der Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern über das Anheben der US-Schuldenobergrenze verschrecke Anlegerinnen und Anleger zusehends, heisst es im Handel.

So hat die Ratingagentur Fitch das AAA-Rating der Vereinigten Staaten auf "negative Watch" gesetzt. "Wenn Rating-Agenturen die USA unter Beobachtung nehmen und sich grosse Geldhäuser auf Crash-Szenarien vorbereiten, sollten Anleger die Gefahr eines Scheiterns der Verhandlungen nicht länger ignorieren", kommentiert ein Händler. "Investoren erkennen nun auch immer mehr den Ernst der Lage." Neben dem anhaltenden Schuldenstreit in den USA ist der wichtige Handelspartner Deutschland in eine technische Rezession gerutscht. Auch das laste auf der Stimmung. Die Unentschlossenheit unter den Mitgliedern der US-Notenbank über den weiteren Zinspfad trägt ebenfalls nicht zur Beruhigung bei.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,16 Prozent auf 11'365,42 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, die Gewichtungen aber stärker gekappt werden, bewegt sich mit +0,06 Prozent im grünen Bereich bei 1763,67 Zählern. Der breite SPI gibt dagegen ebenfalls nach um 0,15 Prozent auf 14'945,70 Zähler. Im SLI halten sich Verlierer (16) und Gewinner (14) in etwa die Waage.

Vor allem die schwächeren Schwergewichte Novartis (-0,8%) Nestlé (-0,7%) und Roche (-0,1%) erweisen sich als Bremsklötze für den Gesamtmarkt. Dabei haben Händler die jüngsten Meldungen der Novartis-Spartes Sandoz als durchaus positiv gewertet. Auf dem Weg zu einer weiteren Biosimilar-Zulassung in der EU hat die Generika-Spezialistin eine erste Hürde genommen.

Noch deutlicher geht es allerdings für die PS von Schindler abwärts, die sich um 1,2 Prozent verbilligen. Die Bank of America hat das Rating für die Titel gesenkt und dies mit der starken Präsenz in den Regionen EMEA und Amerika begründet, wo sich die Aussichten nach Ansicht der Experten verschlechtern dürften.

Auch sonst ist die Verlierer-Liste mit sämtlichen Branchen aus dem zyklischen sowie defensiven Lager gespickt. Mit Kühne+Nagel, SGS und Adecco etwa fallen Vertreter eher konjunktursensibler Branchen um bis zu 0,7 Prozent. Swisscom (-0,7%) und Givaudan (-0,4%) als defensive Vertreter, werden ebenfalls aus den Depots entfernt.

Ein wahres Kursfeuerwerk zünden unterdessen die Technologiewerte. VAT springen um 7,5 Prozent an. Temenos, AMS Osram und Logitech folgen mit Kursgewinnen von jeweils mehr als 1 Prozent. Ein "Umsatzknaller" des US-Chipkonzerns Nvidia steckt hinter den Kursavancen. Der US-Chipkonzern hat massiv vom Boom bei Künstlicher Intelligenz profitiert. Der Grafikkarten-Spezialist übertraf mit seiner Umsatzprognose die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten um rund 50 Prozent. Auch im breiten Markt werden Titel wie Comet, Inficon und U-Blox von der Welle erfasst, wie Kursgewinne von bis zu 4,3 Prozent zeigen.

Die am Vortag noch schwachen Medtech-Werte wie Straumann, Alcon und Sonova machen mit Kursgewinnen zwischen 2,0 und 0,9 Prozent einen Teil dieser Vortagesverluste wieder wett.

In den hinteren Reihen sind nach einer schwächeren Reaktion auf die Zahlen vom Vortag derweil Ypsomed (+3,1%) gesucht. Für den angeschlagenen Vermögensverwalter GAM geht es am Tag der Generalversammlung derweil zu 0,7 Prozent abwärts. Am Event geht es um die vorgeschlagene Übernahme durch Liontrust.

hr/kw