FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine wieder verbesserte Kreditwürdigkeit Portugals hat einen Ansturm auf Wertpapiere aus dem Euroland ausgelöst. Vor allem portugiesische Staatsanleihen waren am Montag gefragt, aber auch an der Aktienbörse in Lissabon sorgte die positivere Kreditbewertung von Standard & Poor's (S&P) für einen Kurssprung.

Am späten Freitagabend hatte die US-Ratingagentur das einstige Krisenland wieder als einen verlässlichen Kreditnehmer bewertet und das Rating um eine Stufe von "BB+" auf "BBB-" angehoben. Mit der neuen Bewertung liegt Portugal bei S&P nicht mehr im sogenannten "Ramschbereich", mit dem riskante Anlagen gekennzeichnet werden.

In der Folge waren portugiesische Anleihen am Montagmorgen bei Ablegern stark gefragt. Bei Papieren mit einer Laufzeit von zehn Jahren sank die Rendite im Mittagshandel um 0,29 Prozentpunkte. Zeitweise erreichte die Rendite bei 2,496 Prozent den tiefsten Stand seit Januar 2016. Zum Vergleich: Im März hatte die Rendite für die Zehnjährigen noch bei etwa 4,30 Prozent gelegen.

STARKER RENDITE-RÜCKGANG BEI PORTUGAL-ANLEIHEN

Auch in der längeren Laufzeit von 30 Jahren fiel die Rendite kräftig. Hier gab es einen Rückgang um 24 Basispunkte. Bei Fünfjährigen fiel die Rendite um 16 Basispunkte.

Die positive Entwicklung bei Portugals Anleihen strahlte auch auf Staatspapiere aus anderen Ländern der Eurozone aus, die zuvor unter den Folgen der Euroschuldenkrise gelitten hatten. Der Rückgang der Renditen für Papiere aus Italien, Spanien oder Griechenland fiel aber deutlich schwächer aus.

KURSSPRUNG AN DER BÖRSE IN LISSABON

Standard & Poor's begründete die verbesserte Kreditwürdigkeit in erster Linie mit einem höheren Wirtschaftswachstum, welches S&P für die Jahre 2017 bis 2020 im Schnitt bei gut 2 Prozent sieht statt bislang bei 1,5 Prozent. Auch seien Fortschritte im Staatshaushalt zu sehen. Die Risiken bei der Finanzierung nähmen ab, hieß es.

Eine positive Reaktion auf die jüngste Kreditbewertung zeigte sich auch an der Börse in Lissabon. Der portugiesische Leitindex PSI 20 war am Montagvormittag zwischenzeitlich mit einem Plus von rund 2 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Juli gesprungen. Zuletzt blieb noch ein Gewinn von 1,38 Prozent auf 5273,44 Punkte.

ANALYST: SEHR GUTE NACHRICHT FÜR DIE WIRTSCHAFT PORTUGALS

Analyst Ramino Loureiro von Millenium Investment Banking sprach von einer sehr guten Nachricht für die Wirtschaft und die börsennotierten Unternehmen des Landes. Mit Ausnahme der Aktien des Energieversorgers EdP Energias de Portugal notierten zu Wochenbeginn alle im PSI 20 enthaltenen Papiere im Plus.

Mit der Entscheidung von S&P, Portugals Anleihen aus dem Ramschbereich zu nehmen, hat sich die Lage für das Euroland weiter verbessert. Zuvor hatte nur die kanadische Ratingagentur DBRS Portugal-Anleihen nicht als spekulative Anlage eingestuft. Die DBRS-Bewertung war wichtig, weil die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihres Kaufprogramms nur Staatsanleihen eines Eurolandes erwerben darf, wenn mindestens eine der vier führenden Agenturen eine Kreditbewertung oberhalb des Ramschbereichs ausgesprochen hat./jkr/jsl/das