Tokio (Reuters) - Mitten in der Corona-Pandemie nimmt Japans Notenbank eine Feinjustierung ihrer Geldpolitik vor.

Die Tokioter Währungshüter beließen am Freitag zwar ihr kurzfristiges Zinsziel bei minus 0,1 Prozent und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. Nach einem Strategiecheck soll aber der Spielraum für die langfristigen Zinsen künftig größer sein. Die Notenbank will nun Ausschläge von 0,25 Prozent um ihren Zielwert zulassen, statt wie bislang angedeutet von 0,2 Prozent. "Unsere heute angekündigten Schritte werden unser Rahmenwerk zur geldpolitischen Lockerung effektiver und nachhaltiger machen", sagte Notenbankchef Haruhiko Kuroda.

Finanzmarktexperten werteten den größere Rendite-Spielraum positiv. "Die leichte Ausweitung der Bandbreite, in der die langfristigen Zinsen schwanken dürfen, hilft dem Finanzsektor ein wenig", erklärte John Vail, Chefstratege des Vermögensverwalters Nikko Asset Management. Aus Sicht von Masaaki Kanno, Chefökonom von Sony Financial Holdings sind das allerdings nur geringe Veränderungen. "Der Unterschied zwischen 0,25 Prozent und 0,2 Prozent ist recht klein", merkte er an. Es werde noch lange dauern, um auch nur in die Nähe des Inflationsziels von zwei Prozent zu kommen.

Laut Notenbank-Chef Kuroda bleiben die Yen-Wächter mit den Veränderungen bei ihren geldpolitischen Kurs. "Wenn das auf einen bestimmten Spielraum begrenzt wird, können die langfristigen Zinsen fluktuieren, ohne die Wirkung der geldpolitischen Lockerung zu verkleinern", erläuterte er. "Das haben wir bei unserer Prüfung herausgefunden." Die Währungshüter wollen zudem nicht starr reagieren, wenn die Rendite zeitweilig unter das neue Band fällt. Es werde darauf abgezielt, die Kreditkosten stabil niedrig zu halten, um die von der Virus-Krise getroffene Wirtschaft zu stützen, erklärten die Währungshüter.

MEHR SPIELRAUM AUCH BEI ETF-KÄUFEN

Japans Notenbank schwenkt nun außerdem auf einen flexibleren Kurs beim Ankauf von börsennotierten Fonds (ETF) um. Sie strich dabei die Vorgabe, jährlich ETFs mit einem Tempo von umgerechnet 46 Milliarden Euro zu kaufen. Stattdessen versprach sie, solche Käufe stets nur wenn erforderlich zu tätigen. Dies erlaubt es der Bank von Japan, die Käufe in ruhigen Marktphasen herunterzufahren. Zugleich machte sie aber deutlich, dass sie auf Verwerfungen am Markt machtvoll reagieren kann.

Zudem sollen die Käufe künftig auf solche ETFs beschränkt werden, die mit dem breiter gefassten Börsenindex Topix verbunden sind. Bislang wurden auch solche Wertpapiere erworben, die mit dem Nikkei-Index verknüpft sind. Die jährliche Obergrenze für die Käufe von umgerechnet rund 93 Milliarden Euro behielt die Notenbank allerdings bei. Die Entscheidung zu den ETF-Käufen ließ den Nikkei-Index am Freitag um 1,6 Prozent fallen. Der Topix hingegen kletterte auf den höchsten Stand seit 30 Jahren.

Die Bank von Japan hatte im Dezember angekündigt, ihre geldpolitischen Werkzeuge im März einer Überprüfung zu unterziehen. Mit der Möglichkeit für ein Zurückschrauben der ETF-Käufe und einer gelockerten Kontrolle der Zinskurve könnte sie den Märkten nach Jahren massiver Eingriffe wieder mehr Eigenleben lassen. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es notwendig ist, die geldpolitische Lockerung in einer nachhaltigen Form beizubehalten, um unser Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen", erklärte die Notenbank.

Die Währungshüter hatten während der Corona-Krise ihre Geldpolitik immer expansiver ausgerichtet und dabei auch ihre Wertpapierkäufe ausgebaut. Mit steigenden Kaufbeständen nahm allerdings auch die Kritik zu, dass sie damit immer stärker in den Markt eingreife und die Preisfindung verzerre. Zudem erhöhe sich durch die aufgeblähte Bilanz das Verlustrisiko. Manche Notenbanker hatten sich aufgrund solcher Sorgen in den vergangenen Wochen bereits für eine flexiblere Handhabung der Käufe ausgesprochen.