VILNIUS (dpa-AFX) - Litauen hat Chinas Geschäftsträger in Vilnius einbestellt, um gegen die von Peking verhängten Sanktionen gegen Vize-Verkehrsministerin Agne Vaiciukevicute zu protestieren. China hatte Vaiciukevicute wegen eines Besuchs der Inselrepublik Taiwan mit nicht näher bezeichneten Strafmaßnahmen belegt. Auch wurden alle Formen des Austauschs mit dem litauischen Ministerium für Verkehr und Kommunikation ausgesetzt. "Chinas einseitige Entscheidung war ungerechtfertigt, verstieß gegen das Völkerrecht und die Souveränität Litauens", teilte das Außenministerium in Vilnius am Donnerstag mit und forderte die Aufhebung der Entscheidungen.

Zwischen Litauen und China war es bereits vor Monaten zu einem Zerwürfnis und einem Handelskonflikt gekommen. Peking hatte seine diplomatischen Beziehungen zu dem baltischen EU- und Nato-Land herabgestuft, nachdem dieser Taiwan erlaubt hatte, in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine Repräsentanz unter eigenem Namen zu eröffnen. Litauen seinerseits plant im September eine Handelsvertretung in Taipeh einzurichten.

Die chinesische Führung lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taiwan ab, weil sie die Insel als Teil der Volksrepublik ansieht. Die demokratische Inselrepublik hingegen versteht sich als unabhängig. Die Spannungen hatten sich jüngst durch den Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan verschärft. Nur wenig später war in der Vorwoche auch Vaiciukevicute mit einer litauischen Wirtschaftsdelegation auf die Insel gereist./awe/DP/nas