Berlin (Reuters) - Börsenprofis schauen nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA pessimistischer auf die deutsche Konjunktur.

Das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten fiel im November um 5,7 Punkte auf 7,4 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 152 Analystinnen und Analysten mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Rückgang auf 13,0 Punkte gerechnet. Das Barometer für die aktuelle Lage gab abermals nach, und zwar um 4,5 Punkte auf minus 91,4 Zähler. Das ist der schlechteste Wert seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie zu einer schweren Rezession führte.

"Die Konjunkturerwartungen für Deutschland stehen unter dem Eindruck des Trump-Sieges und des Ampel-Aus", sagte ZEW-Chef Achim Wambach zur Umfrage seines Instituts, die vom 4. bis 11. November erhoben wurde. Der Republikaner hatte im Wahlkampf hohe Importzölle von Waren aus der EU von zehn oder 20 Prozent ins Spiel gebracht. Das könnte Exporteuropameister Deutschland empfindlich treffen, sind die Vereinigten Staaten doch der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany".

"Mit der Wahl von Donald Trump steigt die Unsicherheit", sagte Ökonom Michael Herzum vom Fondsanbieter Union Investment. "Die Herausforderungen für das Wachstum in Europa und Deutschland waren bereits groß - unter dem Licht einer Trump-Präsidentschaft dürften sie noch größer werden."

"HOFFNUNG AUF NEUE WIRTSCHAFTSPOLITIK"

Immerhin: Die Börsianer machten auch einen Lichtblick aus. Diesen sehen sie im Ende der Koalition aus SPD, Grünen und FDP und der damit verbundenen vorgezogenen Bundestagswahl, sagte Wambach. Dadurch mehrten sich zuletzt "auch optimistischere Stimmen zum wirtschaftlichen Ausblick für Deutschland", sagte ZEW-Chef Wambach. "Das Ampel-Aus gibt zumindest Hoffnung auf eine wieder verlässliche Wirtschaftspolitik", fügte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, hinzu. "Inwieweit das Unternehmen beeindruckt, werden erst die nächsten Umfragen zeigen."

Die deutsche Wirtschaft dürfte nach Prognose der meisten Experten in diesem Jahr das zweite Mal in Folge schrumpfen. Für 2025 wird nur eine schwache Erholung vorausgesagt. Union Investment etwa rechnet nur mit einem Wachstum von 0,2 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)