PARIS/LONDON (awp international) - Gestiegene Hoffnungen, die Coronavirus-Epidemie rasch in den Griff zu bekommen, haben am Donnerstag die Börsen in Europa weiter nach oben getrieben. Die sorgenbedingten Verluste der vergangenen Woche sind nun wieder mehr als ausgeglichen. Stützend kamen überwiegend starke Quartalsberichte hinzu. Ausserdem half eine Ankündigung Chinas, bestehende Zölle auf US-Importe in Kürze zu senken. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 gewann gegen Mittag 0,38 Prozent auf 3792,05 Punkte.

Der französische Leitindex Cac 40 legte zuletzt um 0,52 Prozent auf 6016,33 Punkte zu. Der Londoner FTSE 100 stieg um 0,24 Prozent auf 7500,30 Zähler.

Wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wurde das amerikanische Anti-Virus-Medikament Remdesivir zur Behandlung von Erkrankten für klinische Versuche zugelassen. Es habe gute Ergebnisse bei anderen Coronaviren wie Sars oder Mers und zumindest auf Zellebene auch bei dem neuen Virus gezeigt, hiess es.

Dass China nun ausserdem im Zuge der Umsetzung der Teilvereinbarung im Handelskrieg mit den USA Sonderzölle auf US-Waren im Wert von 75 Milliarden Dollar halbieren will, werde an den Märkten als weiteres "klares Signal an die USA" verbucht, wie Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sagte. Das Konjunkturklima dürfte sich somit aufhellen, was zusätzlich für Kursfantasie sorge. Insgesamt jedoch, so meinen die Experten der Helaba mit Blick auf die wieder erholten Börsen indes, dränge sich der Eindruck auf, als würden vermeintlich positive Meldungen überbewertet und negative ignoriert.

Während der Bankensektor nach überwiegend starken Quartalszahlen mit plus 1,7 Prozent die Nase vorn hatte, folgte der vom sich entspannenden Zollstreit besonders profitierende Autosektor mit plus 1,2 Prozent. Schlusslicht war die Baubranche mit minus 0,4 Prozent.

Unter den Finanzinstituten ragte die Aktie der Unicredit in Mailand mit plus 5,6 Prozent positiv hervor. Das italienische Kredithaus habe mit Blick auf die harte Kernkapitalquote und mit einer besseren Vermögensqualität im vierten Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen, schrieb etwa Jefferies-Analyst Benjie Creelan-Sandford. Die Papiere der Societe Generale legten nach einer starken Ertragsentwicklung im vierten Quartal und trotz gekappten Renditeziels für 2020 im EuroStoxx um 1,3 Prozent zu.

Die Papiere der ING fanden nach anfänglichen Verlusten ebenfalls den Weg in die Gewinnzone. Sie stiegen zuletzt um 1,7 Prozent. Deutlich gestiegene Kosten belasteten das Quartalsergebnis des niederländischen Finanzkonzerns. trotz allem hätten die Nettozinserträge und die Gebühreneinnahmen in ihrer Stärke überrascht. Trotzdem hätten die Nettozinserträge und die Gebühreneinnahmen in ihrer Stärke überrascht, urteilte etwa die Deutsche Bank.

Zu den Favoriten zählten nach vorgelegten Quartalsberichten auch die Aktien des Pharmaherstellers Sanofi mit plus 3,1 Prozent und Nokia mit plus 2,6 Prozent. Der finnische Netzwerkausrüster blickt inzwischen wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Nachdem das Management im Herbst seine Ziele zusammengestrichen hatte, erwartet es nun, dass sich das operative Geschäft im Laufe des Jahres wieder verbessert.

Die Anteile der Ölgesellschaft Total legten nach positiv aufgenommenen Quartalszahlen und der Ankündigung eines im Vergleich zum Vorjahr ausgeweiteten Aktienrückkaufprogramms um 1,7 Prozent zu.

Im Cac 40 ging es für ArcelorMittal um satte 10,6 Prozent hoch. Der französische Stahlkonzern machte Anlegern Hoffnung auf bessere Zeiten. Die vorsichtig optimistischen Signale intensivierten die sektorweite Erholungsrally, die in den vergangenen Tagen schon begonnen hatte.

In London standen die Papiere von GlaxoSmithKline weiter im Blick und waren mit minus 2,5 Prozent Schlusslicht im "Footsie". Bereits am Vortag hatten sie etwas mehr als 4 Prozent verloren, nachdem der britische Pharmakonzern darüber informiert hatte, er erwarte nach einem Gewinnplus im vergangenen Jahr für 2020 nun einen Rückgang. Das Analysehaus Bryan Garnier senkte nun das Kursziel für die Aktie, blieb aber bei seiner neutralen Einschätzung./ck/mis