PARIS/LONDON (awp international) - Europas wichtigsten Börsen haben am Freitag im Kielwasser der starken Wall Street moderate Gewinne verbucht. Vor dem mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht hielten jedoch viele Anleger ihr Pulver trocken. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte bis zum späten Vormittag um 0,23 Prozent auf 3803,73 Punkte - damit ergibt sich aktuell für die sehr schwankungsreiche Woche eine nahezu ausgeglichene Kursbilanz.

Der französische Cac 40 gewann zuletzt 0,17 Prozent auf 6511,55 Zähler. Aus Grossbritannien fehlten wichtige Impulse, da an der bereits tags zuvor geschlossenen Börse auch am Freitag kein Handel stattfand. Anlass ist ein Feiertag zu Ehren des Thronjubiläums von Königin Elizabeth II.

Wichtiger Taktgeber für Europas Handelsplätze sind vor dem Wochenende die US-Börsen: Eine Kursrally an der Wall Street, ausgelöst unter anderem von schwachen US-Arbeitsmarktdaten aus der Privatwirtschaft, hatte den US-Leitindex Dow Jones Industrial und andere wichtige US-Indizes am Donnerstag auf ein Vierwochenhoch getrieben.

Die Anleger sind angesichts der steigenden Inflation und Rezessionsängsten jedoch nervös - einige Investoren befürchteten zuletzt, dass die US-Notenbank Fed wegen der anziehenden Teuerung bei ihrem Zinskurs eine schnellere Gangart einlegen könnte. Die schwachen Arbeitsmarktdaten beruhigten diese Sorgen zwar etwas, doch die Unsicherheit vor dem im späteren Handelsverlauf anstehenden Monatsbericht der US-Regierung bleibt.

Am Markt wird aktuell eine Verlangsamung des Stellenaufbaus in den USA erwartet. Beobachter rechnen mit grösseren Kursbewegungen an den Börsen, sollten die Zahlen nach oben oder unten klar von den Markterwartungen abweichen.

Die in Europa veröffentlichten Konjunkturdaten bewegten vor diesem Hintergrund kaum. Dort griffen die Marktteilnehmer zuletzt vorrangig zu Pharma- und Chemiewerten. Am deutlichsten verlor der Autosektor, er stand nach zwei Tagen mit Kursgewinnen leicht unter Druck. Hier belastete ein Bericht über Stellenstreichungspläne von Tesla-Chef Elon Musk.

Dabei ging es an der Pariser Börse für die Papiere des Autozulieferers Faurecia überdurchschnittlich stark mit gut vier Prozent bergab, der Konzern hat eine Kapitalerhöhung über 705 Millionen Euro zur Finanzierung der Hella -Übernahme angekündigt. Unter den Autobauern im EuroStoxx 50 verloren Stellantis am deutlichsten mit 1,3 Prozent Minus.

Im Blick standen auch die Aktien des irischen Baustoffkonzerns CRH , der sein Geschäft in Nordamerika mit einer milliardenschweren Übernahme ausbauen will.

Ansonsten waren konkrete Unternehmensnachrichten rar. Papiere des Sportartikelherstellers Adidas profitierten als einer der Favoriten im Eurozonen-Leitindex mit eineinhalb Prozent Plus von unerwartet guten Zahlen und einer angehobenen Prognose des Sportbekleidungshändlers Lululemon Athletica./tav/mis