PARIS/LONDON (awp international) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag mit klaren Abschlägen auf die zunehmenden Zins- und Inflationsbefüchtungen reagiert. Der EuroStoxx 50 büsste gegen Mittag 1,50 Prozent ein bei 3668,44 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex der Eurozone ein Wochenverlust von mehr als 3 Prozent an. Für den französischen Leitindex Cac 40 ging es am Freitag zuletzt um 1,28 Prozent auf 6276,91 Punkte abwärts. Der britische FTSE 100 verlor 1,18 Prozent auf 7387,62 Zähler.

"Die Ergebnisse der Sitzung der Europäischen Zentralbank haben den Anlegern ihre schon schlechte Stimmung noch einmal zusätzlich verdorben", beobachtete Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die ab Juli avisierte Leitzinserhöhung sei notwendig im Kampf gegen die Inflation. Allerdings sei die Zinswende in der Eurozone für Anleger ein weiteres Argument für eine neue Risikoabwägung.

Aus Branchensicht standen europaweit vor allem Banken und Immobilienwerte unter Verkaufsdruck. Deren Sektorindizes verbuchten Verluste von jeweils mehr als 2 Prozent. Am besten im Branchenüberblick standen Technologieaktien sowie Papiere aus den Bereichen Gesundheit und Konsumgüter mit Rückgängen von jeweils 0,9 Prozent da.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien der Credit Suisse im Fokus. Mit einem Kursabschlag von 3,2 Prozent reagierten sie auf abflauende Übernahmespekulationen. Zuvor hatte der US-Finanzkonzern State Street Gerüchte über eine angeblich angepeilte Übernahme der Schweizer Grossbank zurückgewiesen. Am Mittwoch hatte der Finanzblog "Inside Paradeplatz" unter Berufung auf eine Quelle geschrieben, dass State Street ein Kaufgebot für die angeschlagene Credit Suisse erwäge.

Die Aktien des Essenslieferanten Just Eat Takeaway.com schnellten nach erneuten Übernahmespekulationen um 8 Prozent nach oben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, sind Finanzinvestoren wie Apollo Global Management an der US-Tochter Grubhub interessiert. Just Eat könnte es aber schwer haben, einen Preis zu erzielen, der den 7,3 Milliarden Dollar nahekommt, die das Unternehmen 2021 für Grubhub bezahlt habe, hiess es.

Die Titel von GlaxoSmithKline legten um 0,3 Prozent zu. Der Pharmakonzern kommt mit den Tests zu einem Impfstoff gegen das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) voran und nimmt einen Zulassungsantrag ins Visier. Am Freitag vermeldeten die Briten in London positive Ergebnisse aus einer fortgeschrittenen Studie der Phase III mit älteren Menschen ab 60 Jahren. Das RS-Virus ist ein weit verbreitetes ansteckendes Virus, das die Lungen und Atemwege befällt./edh/jha/