PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Freitag nach anfänglichen Verlusten in die Gewinnzone gedreht. Der EuroStoxx 50 legte am späten Vormittag um 0,31 Prozent auf 3465,61 Punkte zu. Der französische Cac 40 gewann 0,5 Prozent auf 5952,25 Punkte und der britische FTSE 100 stieg um 0,36 Prozent auf 7194,88 Zähler.

Mit stabilisierten US-Futures im Rücken erholten sich die europäischen Börsen im Handelsverlauf vom Rücksetzer der Vortage, der den EuroStoxx 50 in die Nähe seines Jahrestiefs geführt hatte. Angesichts der zahlreichen Risiken fehlt aber bislang die Kraft für stärkere Gewinne. So zeugte die Inflationsrate für den Euroraum von weiterhin hohem Preisdruck. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Juni um 8,6 Prozent im Jahresvergleich. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einer Rate von 8,5 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte der Preisanstieg noch bei 8,1 Prozent gelegen. Zugleich fiel die Industriestimmung in Grossbritannien auf ein Zweijahrestief. "Bis sich Lichtblicke an den Krisenfronten zeigen, wird das Geld an den Seitenrändern geparkt", stellte Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, angesichts der schwierigen Lage fest.

Vor US-Daten war zudem Zurückhaltung angesagt. Die Zahlen könnten Hinweise auf das weitere Vorgehen der US-Notenbank geben. "Während die Inflationszahlen auf die Notwendigkeit einer geldpolitischen Wende hindeuten, nehmen marktseitig die Konjunktursorgen zu", merkten die Volkswirte der Helaba dazu an. "Der anstehende ISM-Index des Verarbeitenden Gewerbes in den USA steht daher im Mittelpunkt des Interesses."

An der Spitze des Marktes rangierten die Einzelhandelswerte. Der Stoxx Europe 600 Retail als schwächster Sektor des ersten Halbjahres zeigte sich zum Juli-Start deutlich erholt. In den ersten sechs Monaten hatte er angesichts hoher Inflation und mieser Verbraucherstimmung mit 36 Prozent so viel verloren wie kein anderer europäischer Branchenindex. Inditex gewannen zwei Prozent.

Am anderen Ende standen die Technologietitel. Hier belasteten die Verluste des Schwergewichts ASML . Ein schwacher Umsatz-Ausblick des US-Halbleiterhersteller Micron hatte am Donnerstag nachbörslich nicht nur dessen Aktie, sondern die Stimmung für den gesamten Sektor belastet. ASML sanken um 2,6 Prozent.

Noch stärker gaben die Rohstoffwerte nach. "Die Industriemetalle haben ein sehr schwaches zweites Quartal erwischt", beschrieben die Rohstoffanalysten der Commerzbank die Lage. "Der LME-Industriemetallindex ist in den letzten drei Monaten um 25 Prozent gefallen und notiert auf dem tiefsten Stand seit April letzten Jahres. Es war der stärkste Quartalsverlust seit fast 14 Jahren."

Unter den Einzelwerten fielen Wienerberger mit drei Prozent Plus auf. Der weltweit führende Ziegelhersteller hatte seinen Ausblick für die Entwicklung des operativen Gewinns erhöht./mf/jha/