PARIS/LONDON (awp international) - Wenige Stunden vor einer Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell sind die europäischen Börsen am Freitag kaum von der Stelle gekommen. Gegen Mittag verzeichnete der EuroStoxx 50 einen Kursgewinn von 0,15 Prozent auf 4176,21 Punkte. Auf Wochensicht zeichnet sich für den Leitindex der Eurozone immerhin ein Plus von knapp 0,7 Prozent ab.

Der französische Cac 40 gewann am Freitag zuletzt 0,02 Prozent auf 6667,15 Punkte und der britische FTSE 100 stieg um 0,06 Prozent auf 7128,95 Zähler.

Powells am Nachmittag erwartete Rede steht im Mittelpunkt des wie schon 2020 online abgehaltenen Notenbanken-Symposiums, das eigentlich traditionell in Jackson Hole (Wyoming) stattfindet. Ob der US-Notenbankchef Signale zur künftigen Geldpolitik der Vereinigten Staaten geben wird, ist ungewiss. Das Interesse gilt vor allem dem Zeitpunkt, wann die milliardenschweren Anleihekäufe allmählich zurückgeführt werden. Die umfangreichen Käufe hatten in den vergangenen Jahren die Börsenhausse angetrieben.

Im europäischen Branchenvergleich schlugen sich vor dem Wochenende Immobilientitel am besten: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann rund 0,9 Prozent. Tableau-Schlusslichter mit einem Minus von fast 0,6 Prozent war indes die Indizes der Reise- und Freizeitunternehmen sowie der Banken.

Die Aktien von Just Eat Takeaway büssten etwa viereinhalb Prozent ein, nachdem bekannt geworden war, dass die US-Metropole New York die Regulierung der Essenslieferbranche verschärft. Sie darf Restaurants auch künftig maximal 15 Prozent des Auftragswerts einer Essensauslieferung als Gebühr in Rechnung stellen - damit soll eine bisher nur temporäre Regelung nun dauerhaft gelten.

Das Gesetz muss noch von New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio unterzeichnet werden und treten nach 120 Tagen in Kraft. Sowohl Doordash als auch die Just-Eat-Tochter Grubhub legten Widerspruch gegen die Preiskontrollen ein.

Ansonsten sorgten Analystenstudien für Kursausschläge. Bei Vestas mussten die Anteilseigner einen Kursverlust von über zweieinhalb Prozent verkraften, nachdem die französische Grossbank Societe Generale ihre Kaufempfehlung für die Aktie des Windkraftkonzerns gestrichen hatte. Als Grund nannte Analyst Rajesh Singla Lieferkettenprobleme, hartnäckig hohe Rohstoffpreise und eine zunehmende Unsicherheit mit Blick auf die kurzfristige Profitabilität.

Dagegen liess eine Kaufempfehlung der US-Bank Citigroup die Titel des Autozulieferers Faurecia um knapp zweieinhalb Prozent steigen. Die Übernahme des deutschen Scheinwerferherstellers Hella stütze das Umsatzwachstum sowie das Produktportfolio und sei ein Schritt in die richtige Richtung, lobte Analyst Gabriel Adler. Sorgen vor einem zu hohen Kaufpreis oder einer Überschuldung hätten sich nicht bestätigt./gl/mis