PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben sich am Dienstag nach dem kleineren Rückschlag am Vortag weitgehend stabil gehalten. Der EuroStoxx 50 legte am Vormittag um 0,18 Prozent auf 4158,81 Punkte zu.

An den grossen Länderbörse gestaltete sich die Entwicklung noch zurückhaltender. Der französische Cac 40 tendierte unverändert, der britische FTSE 100 trat mit 7203,93 Punkten ebenfalls auf der Stelle.

"Die Sorgen um eine weiterhin nachlassende Konjunkturerholung in den USA, Europa und China belasten zunehmend die Aktien aus Europa", stellte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect fest. Angesichts der inflationären Tendenzen sei "Stagflation" derzeit Thema an den Aktienmärkten.

"Auch die Turbulenzen auf dem chinesischen Immobilienmarkt schwelen weiter", fügte Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker Robo Marktes hinzu. Zahlreiche kleinere chinesische Immobilienunternehmen hätten Zahlungstermine für ausstehende Anleihen verpasst. "Inwieweit eine Pleitewelle in einem Sektor, der fast eine Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung ausmacht, spurlos am weltweiten Finanzmarkt vorüberziehen kann, ist mehr als fraglich", so Molnar.

Unter den einzelnen Sektoren ragten erneut die Öl- und die Rohstoffwerte mit Gewinnen hervor. "Der Ölmarkt bleibt vorerst angespannt", stellte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank fest. "Dafür sorgt nicht zuletzt die OPEC+ mit ihrer restriktiven Produktionspolitik. Die Angaben zur Förderung im ersten Quartal des Geschäftsjahres der BHP Group , die leicht unter den Erwartungen gelegen hatten, taten der guten Entwicklung keinen Abbruch. Das Management habe den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt, betonte Analyst Christopher LaFemina vom Investmenthaus Jefferies und bestätigte seine Kaufempfehlung.

Ein eher durchwachsenes Bild zeigte sich bei den Technologiewerten. Während einige Titel wie ASML und Adyen im Plus lagen, nachdem das US-Technologiesegment am Montag zugelegt hatte, sah es bei anderen nicht ganz so gut aus. So gaben die Aktien des schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson leicht nach. Im dritten Quartal belasteten wie bei vielen anderen Unternehmen Probleme in der Lieferkette den Umsatz. In den Monaten Juli bis September ging der Erlös im Vergleich zum Vorjahresquartal um zwei Prozent zurück. Von Bloomberg befragte Experten hatten mit einem leichten Umsatzanstieg gerechnet.

Enttäuschende Aussagen von Danone liessen die Aktie um über zwei Prozent fallen. Dem Lebensmittelkonzern treiben die explodierenden Kosten die Sorgenfalten auf die Stirn. Was zunächst mit höheren Preisen für Rohstoffe begonnen habe, habe sich zuletzt durch weitreichende Einschränkungen bei der Lieferkette verstärkt, sagte Finanzvorstand Jürgen Esser bei der Vorlage des Umsatzes zum dritten Quartal. Das Unternehmen will nun mit Preiserhöhungen und Produktivitätssteigerungen gegensteuern./mf/mis