PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Mittwoch mehrheitlich zugelegt und damit einen Teil ihrer Verluste der vorangegangenen zwei Handelstage wieder wettgemacht. Die Handelsgespräche zwischen den USA und China sowie der Brexit sind als Themen momentan in den Hintergrund gerückt, da Neuigkeiten Mangelware sind. Allerdings gibt es an den Finanzmärkten kaum noch Zweifel, dass der Termin für den britischen EU-Austritt um etliche Monate verschoben wird, womit zumindest ein ungeordneter Austritt Grossbritanniens erst einmal vom Tisch wäre.

Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Eurozone, legte vor der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) um 0,41 Prozent auf 3431,24 Punkte zu. Die Währungshüter kommen wegen der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) ausnahmsweise einen Tag früher als sonst zusammen. Von der Zinssitzung erwarten Bankanalysten allerdings kaum Neues. Weder dürfte die Notenbank ihre Geldpolitik wesentlich ändern, noch werden wichtige Details zu den jüngsten Beschlüssen erwartet.

Der französische Leitindex Cac 40 stieg um 0,39 Prozent auf 5457,51 Punkte. Der britische FTSE 100 indes zeigte sich kaum verändert mit minus 0,04 Prozent auf 7422,56 Zähler.

Der Schweizer Leitindex SMI , der tags zuvor ein Rekordhoch bei knapp unter 9629 Punkten erreicht hatte, gab nun ähnlich wie der "Footsie" moderat nach. Im Blick stand dort weiterhin die Abspaltung des Augenheilkundlers Alcon vom Pharmakonzern Novartis , die nun beide im SMI zu finden sind und dort jeweils knapp 2 Prozent verloren. Analysten sahen den Schritt zwar positiv, erwarten aber, dass Novartis nun die Fokussierung auf den Pharmabereich erfolgreich vorantreibt. Nach der Trennung von Alcon passten zahlreiche Experten nun erst einmal ihre Kursziele an.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley stufte das Novartis-Papier nun sogar auf "Underweight" ab. Dank der Abspaltung und einiger Neuzulassungen habe die Novartis-Aktie die von Roche im März abgehängt, schrieb Analyst Mark Purcell. Mit Blick auf die Bewertung müsse bei Novartis nun schon alles perfekt laufen, während das Papier von Roche mit einem Abschlag zu haben sei.

Branchenweit gab es nur wenige Verlierer. Grösster unter diesen war der Sektor für Gebrauchsgüter mit minus 0,3 Prozent, während der Immobiliensektor mit plus 0,9 Prozent Favorit unter den 19 Subindizes des Stoxx Europe 600 war.

Takeaway stiegen in den Niederlanden nach starken Bestelldaten für das erste Quartal zeitweise auf ein Rekordhoch bei 75,80 Euro und gewannen zuletzt rund 1 Prozent auf 74,00 Euro. Asos sprangen in London um 15 Prozent hoch und erreichten damit den bisher höchsten Stand in diesem Jahr. Der britische Online-Versandhändler hatte Zahlen vorgelegt und seinen Ausblick bekannt gegeben. Zwar gingen die Gewinne erneut kräftig zurück, doch geschuldet war dies vor allem hohen Investitionen, die es so im kommenden Jahr nicht mehr geben sollte.

Der Handelskonzern Tesco gab ebenfalls Zahlen bekannt und auch einen Ausblick. Dank der Übernahme des Grosshändlers Bookers wuchs der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis zum 23. Februar) deutlich. Zudem ist Tesco zuversichtlich, die selbst gesteckten Margenziele für das neue Jahr 2019/20 zu erreichen. Die Papiere gewannen als einer der Spitzenwerte im "Footsie" knapp 1 Prozent.

Im Nebenwerte-Index FTSE 250 brachen dagegen die Anteile von Indivior um knapp 75 Prozent ein. US-Staatsanwälte werfen dem Spezialpharmaunternehmen trügerische Gesundheitsaussagen zum Medikament Suboxone Film gegen Opioid-Abhängigkeit vor. Analysten zufolge könnte damit die gesamte Zukunft des Unternehmens infrage stehen.

Der Börsengang von Network International in London wurde mit Begeisterung aufgenommen. Im Vergleich zum Ausgabepreis von 435 Pence stiegen die Anteile um fast 22 Prozent auf 530 Pence. Der in Dubai ansässige grösste Zahlungsabwickler im Mittleren Osten und Afrika sammelte mit dem IPO keine Gelder ein. Vielmehr hatten die Altaktionäre General Atlantic, Emirates NBD und Warburg Pincus insgesamt 200 Millionen ihrer Aktien verkauft. Der US-Kreditkartenkonzern Mastercard hatte als Ankerinvestor zusätzlich knapp 50 Millionen Aktien erworben. Mit einer Bewertung von knapp 2,2 Milliarden Pfund ist Network damit europaweit der bislang grösste IPO in diesem Jahr./ck/fba