PARIS/LONDON (awp international) - Europas Aktienmärkte haben am Freitag erneut unter Inflations- und Zinssorgen gelitten. Zudem enttäuschten in den USA einige Grossbanken zum Start in die Berichtssaison. Der EuroStoxx 50 schloss in diesem Umfeld 1,01 Prozent tiefer auf 4272,19 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies für den Leitindex der Eurozone ein Minus von 0,8 Prozent.

In Paris verlor der Cac 40 0,81 Prozent auf 7143,00 Punkte. Der FTSE 100 in London sank um 0,28 Prozent auf 7542,95 Punkte.

"Neben Omikron und damit verbundenen Konjunktursorgen setzt den Börsen vor allem die verschärfte US-Geldpolitik zu", sagte Aktienmarktstratege Robert Halver von der Baader Bank. "Allein schon aus Glaubwürdigkeitsgründen kommt die Fed nicht an Restriktionen vorbei."

Dazu passten neue Aussagen, die an den Börsen als Warnsignal ankamen. Die "zu hohe" Inflationsrate wieder unter Kontrolle zu bringen, ist nach Ansicht eines führenden Mitglieds der US-Notenbank aktuell die "wichtigste Aufgabe". Viele Menschen im Land seien wegen der schwindenden Kaufkraft besorgt, sagte Lael Brainard, die im November von US-Präsident Joe Biden für das Amt der Vizechefin der Fed nominiert worden war.

Neue Daten aus Spanien unterstrichen die Inflationsproblematik. Im Dezember kletterten dort die Verbraucherpreise auf das höchste Niveau seit fast 30 Jahren. Zwar müsse man bei den derzeit hohen Inflationsraten zunächst schauen, wie gross der Basiseffekt sei, betonte Kapitalmarkstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Allerdings deute sich derzeit ein gewisser "Aktionismus" der Währungshüter an. "Die Geldpolitik macht ernst und wird in den kommenden Monaten eine gewisse Korrektur an den Aktienmärkten in Kauf nehmen", prophezeit Molnar.

Unter Druck standen wenig überraschend die zinssensiblen Technologiewerte. An der New Yorker Nasdaq hatte der Sektor am Vortag deutlich verloren, am Freitag lief es dort etwas besser. Die Aktien des Softwarekonzerns SAP schlossen nach Quartalszahlen und schwankungsreichem Handel kaum verändert mit minus 0,02 Prozent. Die Anteile des Zahlungsabwicklers Adyen lagen mit minus 7,4 Prozent hinten im EuroStoxx.

Auch Versorger erlitten einen Rücksetzer. Hier brachen die Aktien der französischen EDF um fast 15 Prozent ein. Angesichts stark gestiegener Energiepreise will Frankreich den Preisanstieg für Strom in diesem Jahr auf vier Prozent beschränken, um die Bevölkerung zu entlasten.

Auf der Gewinnerseite mit plus 2,9 Prozent stand mit Philips ein Wert, der zuletzt eher durch negative Nachrichten und eine schwache Entwicklung aufgefallen war. Eine Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC half nun./ajx/he