PARIS/LONDON/MAILAND (awp international) - Die Anleger am europäischen Aktienmarkt haben sich am Freitag nach drei erfreulichen Handelstagen nur noch zögerlich aufs Börsenparkett gewagt. Angesichts des zugespitzten Handelsstreits zwischen der USA und China sei die Risikobereitschaft zum Wochenschluss eher gering gewesen, hiess es. Ein solider Arbeitsmarktbericht aus den USA sorgte letztlich für vorsichtigen Optimismus.

Nach langem Pendeln um seinen Vortagesschluss rettete sich der EuroStoxx 50 letztlich mit 0,22 Prozent ins Plus auf 3448,49 Punkte. Er schloss so zum vierten Mal in Folge mit positivem Vorzeichen und fuhr auf Wochensicht einen Zugewinn von mehr als 1,5 Prozent ein. Der französische Cac legte am Freitag um 0,18 Prozent auf 5375,77 Zähler zu. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,19 Prozent auf 7617,70 Zähler nach oben.

Nachdem am Vortag im Zollstreit mit der EU über eine mögliche Entspannung spekuliert worden war, ging der Schlagabtausch mit China am Freitag mit gegenseitigen Sonderzöllen in die nächste Runde. US-Präsident Donald Trump drohte China mit weiteren Zollschranken, während China davon sprach, die USA hätten "den grössten Handelskrieg in der Wirtschaftsgeschichte" eingeläutet. Ein Stück weit half es am Nachmittag dem Markt, dass die US-Wirtschaft im Juni mehr Arbeitsplätze geschaffen hatte als erwartet.

An der Spitze des Branchentableaus stieg der Index der Versorgerwerte Stoxx Europe 600 Utilities um etwa 1 Prozent. Dahinter rangierten die Subindizes der Immobilien- , Medien- und Telekommunikationswerte mit Anstiegen zwischen 0,7 und 0,8 Prozent.

Schlusslicht in der Branchentabelle waren am Ende die Autoaktien mit Abgaben von 0,76 Prozent bei ihrem Teilindex. Sie ruderten damit etwas zurück, nachdem Signale für eine mögliche Entspannung im Auto-Zollstreit zwischen den USA und der EU am Vortag für deutliche Kursgewinne gesorgt hatten.

Mit Blick auf Einzelwerte fielen im Bankensektor die Aktien der Deutschen Bank als Spitzenreiter im EuroStoxx mit einem 2,5-prozentigen Anstieg auf. Hier stützten Spekulationen über einen Einstieg von JPMorgan , auch wenn die US-Grossbank das von der "Wirtschaftswoche" kolportierte Interesse dementierte.

Aktien von Nokia zählten am Ende mit etwa 1 Prozent zu den grösseren Gewinnern im EuroStoxx. Dafür verantwortlich gemacht wurde am Markt eine vermeldete Kooperation des Netzwerkausrüsters mit China Mobile zur Erprobung von künstlicher Intelligenz im Mobilfunknetzen.

In London sorgte die Aktie von Inmarsat mit einem Kursrutsch um 8 Prozent für Aufsehen. Der Betreiber eines satellitengestützten Mobilfunkdienstes hatte auch ein zweites Übernahmeangebot des US-Konkurrenten EchoStar abgelehnt. Den Aktien des Medienkonzerns ITV dagegen verhalf in London ein positiver Analystenkommentar mit mehr als 4 Prozent nach oben. Die französische Grossbank Societe Generale hatte bei den Aktien ihren bisherigen Pessimismus über Bord geworfen. Analyst Simon Baker empfiehlt die Papiere nun zum Kauf./tih/he