PARIS/LONDON (awp international) - Die Aussicht auf einen möglicherweise strafferen Zins-Zeitplan der US-Notenbank Fed hat die Anleger an den wichtigsten Aktienmärkten in Kontinentaleuropa am Donnerstag nicht beunruhigt. Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Plus von 0,15 Prozent bei 4158,14 Punkten. Der französische Cac 40 stieg um 0,20 Prozent auf 6666,26 Zähler.

Dagegen fiel der Londoner FTSE 100 um 0,44 Prozent auf 7153,43 Punkte. Börsianer führten dies jedoch vor allem auf die schwache Performance des Rohstoffsektors zurück. Ein stärkerer US-Dollar belastete die Rohstoffpreise.

Die Fed hatte am Vorabend zwar erwartungsgemäss noch an ihrer lockeren Geldpolitik festgehalten, die Begleitaussagen liessen aber erkennen, dass eine Straffung vielleicht schon 2023 realistisch ist und damit näher rückt. Daraufhin steigende Marktzinsen sind Experten zufolge nicht nach dem Gusto der Aktienanleger, weil dies alternative Anlagen attraktiver werden lässt und den Unternehmen die Geldbeschaffung verteuern kann.

Eine negativere Kursentwicklung an den Börsen wurde wohl auch deshalb vermieden, weil es mit den durchaus gewichtigen Aktien aus dem Banken- und Versicherungsbereich auch Profiteure der neuen Zinsperspektive gibt. Höhere Marktzinsen können deren Alltagsgeschäft attraktiver machen.

Dagegen sackte der europäische Rohstoffsektor als Schlusslicht der Branchenübersicht um rund 2,5 Prozent ab. Unter den Einzelwerten gehörten die Papiere der Bergbaukonzerne BHP Group und Rio Tinto mit Verlusten von 3,1 beziehungsweise 2,3 Prozent zu den beiden schwächsten Werten im Stoxx-50-Index.

Guten Mutes blickten die Anleger auf den Reisesektor, wo die nach dem Lockdown anlaufende Sommersaison für Optimismus sorgt. "Die Aufholjagd für den Sommerurlaub ist gerade in vollem Gange, und die Konsumlaune für Reisen scheint täglich zuzunehmen", sagte Tui -Deutschland-Chef Marek Andryszak am Vortag in Hannover. Die primär in London gehandelten Papiere des Reiseveranstalters legten um 2,4 Prozent zu.

Ebenfalls deutlich war das Plus bei einigen Fluggesellschaften: Die Anteile der Billigflieger Easyjet und Ryanair sowie der britisch-spanischen Fluggesellschafts-Holding IAG stiegen an ihren jeweiligen Länderbörsen um 1,1 bis 2,8 Prozent./edh/he