PARIS/LONDON (awp international) - Die politisch bedingte Unsicherheit an den europäischen Börsen ist neuer Hoffnung auf eine stärkere Verflechtung zweier Wirtschaftsmächte gewichen. Nachdem sich die USA und Japan am Mittwoch auf ein neues Handelsabkommen geeinigt haben, drehte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 am Donnerstag-Mittag ins Plus und gewann 0,59 Prozent auf 3533,90 Punkte.

Für Oanda-Marktexperte Craig Erlam spielen bereits am Dienstag bekannt gewordene Vorbereitungen der Demokraten für ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump nun schon fast keine Rolle mehr - zumindest nicht für die Märkte: "Wir müssen einsehen, dass Handelsabkommen das sind, was Investoren wirklich interessiert", schrieb er in einem Kommentar.

Die USA und Japan haben ein neues Handelsabkommen für die Sektoren Landwirtschaft und Digitales abgeschlossen, um den gegenseitigen Warenaustausch weiter anzukurbeln. Die USA könnten dank niedrigerer oder abgeschaffter Zölle bald zusätzliche Produkte wie Rindfleisch, Mais, Weizen und Wein im Wert von insgesamt sieben Milliarden US-Dollar nach Japan exportieren, erklärte Trump. Dies sei ein "grosser Sieg" für US-Landwirte, so Trump. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach bei der Unterzeichnung von einem für beide Seiten vorteilhaften Abkommen.

Der französische Cac 40 gewann zuletzt 0,74 Prozent auf 5624,94 Punkte dazu. Der britische FTSE 100 stieg um 1,09 Prozent. Unter den Branchen gab es diesmal nur einen Verlierer - mit einem leichten Minus von 0,02 Prozent traf das den Bankensektor. Am stärksten legte der Technologiesektor zu: Der entsprechende Branchenindex kletterte um 1,05 Prozent.

In den USA könnte eine weitere Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal einen Blick wert sein. Laut der jüngsten Schätzung war die US-Wirtschaft zwischen April und Juni im Vorjahresvergleich um zwei Prozent gewachsen.

Auf der Unternehmensseite mussten Anleger am Donnerstag eine kleine Handvoll negativer Berichte verdauen. So hat die British-Airways-Mutter IAG wegen den Auswirkungen von Streiks ihre Jahresziele gesenkt. Die Aktie fiel zuletzt um 2,37 Prozent. Für Bernstein-Analyst Daniel Roeska ist die Prognosesenkung eine Bestätigung seiner vorsichtigen Einschätzung zum europäischen Airline-Sektor.

Gleichzeitig ruderte auch der britische Tabakkonzern Imperial Brands bei seiner Jahresprognose zu den Nettoumsätzen zurück. Hintergrund sei vor allem der herausfordernde US-Markt bei den "Next Generation Products". Für RBC-Analyst James Edwardes Jones macht diese Erklärung allerdings nicht so viel Sinn, da dieser Bereich noch nicht sehr viel zum grundlegenden Wachstum beitrage. Die Aktie sackte bis zum Mittag um 10,07 Prozent ab.

Auch für den britischen Lehrbuchverlag Pearson lief es in den USA zuletzt deutlich schwächer als ursprünglich gedacht. Die Umsätze würden sich im laufenden Jahr entsprechend am unteren Ende der angepeilten Spanne bewegen. Für die Aktionäre war das ein Schock: Das Papier stand zuletzt mit 18,94 Prozent im Minus.

Ermittlungen der niederländischen Staatsanwaltschaft bei der Bank ABN Amro Bank wegen möglicher Geldwäsche und Terrorfinanzierung schickten die Aktie mit einem Minus von 9,09 Prozent ebenfalls auf Talfahrt./kro/jha/