LONDON/PARIS (awp international) - Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag ihrem jüngsten Höhenflug Tribut gezollt und moderat nachgegeben. Analyst David Madden vom Broker CMC Markets UK verwies auf die schwachen Vorgaben von den Börsen in Übersee nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed. Die US-Währungshüter hatten am Mittwochabend wie weithin erwartet den Leitzins in einer Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent belassen. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die Fed erst im Juni wieder eine Zinserhöhung beschliessen wird.

Der EuroStoxx 50 sank gegen Mittag um 0,30 Prozent auf 3542,97 Punkte. An den vergangenen Tagen hatte sich der Leitindex der Eurozone Stück für Stück nach oben gehangelt und das höchste Niveau seit Anfang Februar erreicht. Für den französischen CAC 40 ging es am Donnerstag um 0,23 Prozent auf 5516,27 Punkte nach unten. Lediglich der britische FTSE 100 schaffte ein knappes Plus von 0,08 Prozent auf 7549,20 Zähler.

Im europäischen Branchenvergleich glänzten am Donnerstag die Ölkonzerne: Mit plus 0,25 Prozent führte der Subindex die übersichtliche Gewinnerliste im marktbreiten Stoxx Europe 600 an. Dagegen war der Index der Telekommunikationsfirmen mit minus 0,84 Prozent Schlusslicht in der Übersicht.

Im Gegensatz zur Quartalszahlenflut am deutschen Aktienmarkt herrschte in Europa Ebbe. Entsprechend übersichtlich war die Zahl der Unternehmensnachrichten, die zudem die Kurse kaum bewegten.

Die Aktien der französischen Grossbank Societe Generale entwickelten sich mit plus 0,17 Prozent immerhin klar besser als der schwächelnde Branchenindex. Laut Kreisen will das Institut einen Streit mit US-Behörden aus der Welt schaffen. Das Institut nähere sich einer Einigung und sei bereit, eine Zahlung von einer Milliarde US-Dollar zu leisten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg und berief sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine Abmachung mit dem US-Justizministerium könnte noch im Laufe der Woche erzielt werden.

Die genannten Kosten deckten sich mit den Rückstellungen, die die Bank Mitte März mitgeteilt habe, kommentierte Analyst Jean-Francois Neuez von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Eine Einigung mit den US-Behörden könne etwas den Druck von der Aktie nehmen.

Derweil gehörten Richemont-Titel mit minus 0,40 Prozent zu den schwächsten Werten im Schweizer SMI-Index . Beim Luxusgüterkonzern trat der Chief Technology Officer Jean-Jacques Van Oosten Anfang Mai zurück - er war somit nur fünf Monate im Amt. In einer kurzen Mitteilung gibt Richemont "persönliche Gründe" für den Rücktritt an. Van Oosten werde seine Karriere ausserhalb der Gruppe fortsetzen./gl/zb