PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Donnerstag nach der US-Zinsentscheidung nahtlos an die verhaltene Entwicklung der Vortage angeknüpft. Der EuroStoxx 50 gab am späten Vormittag um 0,13 Prozent auf 3602,98 Zähler nach. Der französische Cac 40 verlor 0,12 Prozent auf 6250,53 Punkte und der FTSE 100 sank um 0,25 Prozent auf 7329,97 Punkte.

Eigentlich wären die US-Vorgaben für mehr geeignet gewesen. "Die US-Notenbank behält die Inflationsentwicklung weiter im Auge und wird entsprechend reagieren, wies zugleich darauf hin, dass der US-Arbeitsmarkt sehr robust ist und die Notenbank keine Notwendigkeiten mehr sieht, die Zinszügel zu stark anzuziehen", stellte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect fest. "Das waren genau die Worte, auf die jeder gehofft hatte."

Doch die Auswirkungen blieben trotz der deutlichen Gewinne an den US-Märkten gering. "Im Gegensatz zu den USA belasten die weiter steigenden Preise für Strom und Gas die Wirtschaft und damit auch den Aktienmarkt", merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets zur enttäuschenden Entwicklung in Europa an. Zudem galt es, einen weiteren Schwung an Quartalszahlen zu verarbeiten, was die Märkte zunächst in der Reserve hielt.

Bei den Ergebnissen gab es Licht und Schatten. Das Schwergewicht Nestle fiel mit einem Minus von 1,3 Prozent auf. Analysten stellten den Zahlen des Nahrungsmittelriesen zwar erneut ein gutes Zeugnis aus. Doch grössere Überraschungen blieben aus. Dazu ging Nestle nun als erstes europäisches Konsumgüterunternehmen mit der Senkung des Margenausblicks voraus.

Aktien des Brauereikonzerns AB Inbev verloren nach den jüngsten Zahlen sogar 4,9 Prozent. Analysten bemängelten den geringer als erwarteten Gewinn je Aktie. Das drückte den Sektor der Nahrungsmittelproduzenten auf einen der hinteren Ränge. Noch schwächer tendierten die Telekomwerte. Hier fielen Orange durch deutliche Verluste auf. Analysten von Jefferies bemängelten die Margenentwicklung des Mobilfunkkonzerns, dessen Aktie um über drei Prozent fiel.

Doch es gab auch einige positive Überraschungen. Vor allem französische Unternehmen erwarben sich Meriten. So kletterten Schneider Electric um 4,2 Prozent. Trotz weltweiter Lieferkettenprobleme will der französische Elektrokonzern im laufenden Jahr noch mehr Wachstum erzielen. Das erste Halbjahr schloss Schneider Electric zudem besser ab, als Analysten erwartet hatten.

Auch beim Luxusgüterkonzern Kering laufen die Geschäfte rund. Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen Umsatz und Gewinn deutlich. Kering-Aktien gewannen 1,7 Prozent.

Ein Plus von drei Prozent verzeichnete STMicroelectronics . Dem Halbleiterhersteller kommt weiterhin die globale Chipknappheit zugute. Für das Gesamtjahr ist Konzernchef Jean-Marc Chery optimistisch gestimmt und kalkuliert nun mit einem Umsatz von 15,9 bis 16,2 Milliarden US-Dollar, nach bisher 14,8 bis 15,3 Milliarden./mf/jha/