PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen sind am Mittwoch nach einem stabilen Handelsstart in die Verlustzone gedreht. Belastend wirken nach wie vor die in vielen Ländern zunehmend heftigere vierte Pandemie-Welle sowie die Aussicht auf eventuell schon höhere Zinsen in den USA.

Bevor am Nachmittag viele wichtige US-Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden und am Abend dann das Sitzungsprotokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung büsste der EuroStoxx 50 0,34 Prozent auf 4269,38 Punkte ein. Damit setzte der Leitindex der Eurozone nach der jüngsten Rally seine Korrektur fort und weitete seine Verluste der vergangenen Handelstage aus.

An den grossen Länderbörsen sank der französische Cac 40 zuletzt um 0,40 Prozent auf 7016,23 Punkte. Der britische FTSE 100 verlor dagegen nur moderate 0,10 Prozent auf 7259,32 Punkte. Ihn stützten nach wie vor besonders die Rohstoffwerte.

Das Protokoll der Fed (Minutes) an diesem Abend dürfte an sich laut Marktanalyst Michael Hewsonvon CMC Markets UK keine grossen Überraschungen bieten. Es könnte aber einen guten Einblick in die Beratungen des Offenmarktausschusses (FOMC) geben, als es um Umfang des ersten Taperings - also des ersten Zurückfahrens von Anleihekäufen - gegangen sei. Dabei dürfte vor allem interessant sein zu erfahren, wie viele FOMC-Mitglieder einen schnelleren Schritt gewünscht hätten, schrieb er.

Unter den Einzelwerten stachen im EuroStoxx 50 zuletzt die Anteile von Enel Enel heraus, die an der Index-Spitze um 1,9 Prozent zulegten. Italiens grösster Energieversorger will in den kommenden Jahren Milliarden in die Energiewende investieren. Goldman Sachs konstatierte mit Blick auf die Gewinnziele: Für 2022schienen diese mit dem Bloomberg-Konsens übereinzustimmen und für 2023 könnte sie sich als kleine Enttäuschung erweisen. Das Gewinnziel für 2024 wiederum liege etwas über der Markterwartung.

Vivendi nahmen im Cac 40 die Index-Spitze ein mit plus 1,6 Prozent. Der US-Finanzinvestor KKR könnte Kreisen zufolge dem Widerstand des französischen TIM -Grossaktionärs gegen sein Übernahmeangebot mit einem höheren Preis begegnen. KKR befinde sich in ersten Diskussionen mit seinen Beratern, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es gehe darum, wie deutlich das Gebot erhöht werden müsste, um die Zurückhaltung von Investoren zu überwinden.

Just Eat Takeaway profitierten mit plus 3,7 Prozent und Deliveroo mit plus 1,6 Prozent von einer Hochstufung durch die US-Bank JPMorgan auf "Overweight". Grossbritannien bleibe bei beiden Essenslieferanten im Fokus, schrieb Analyst Marcus Diebel.

In London legten der Softgetränke-Hersteller Britvic und der Versorger United Utilities Geschäftszahlen vor. Beide trafen laut Goldman Sachs die durchschnittlichen Analystenerwartungen. Während Britvic um 0,2 Prozent stiegen, gewannen United Utilites 0,6 Prozent.

Das Prüfungs- und Zertifizierungsunternehmen Intertek berichtete über sein Wachstum zwischen Juli und Oktober und bekräftigte seine Jahresziele, was der Aktie in London ein Plus von 6,7 Prozent eintrug.

Branchenbezogen zog in erster Linie der Reise- und Freizeitsektor wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Als Schlusslicht unter den 19 europäischen Sektoren sank er angesichts Sorgen über die Auswirkungen der vierten Corona-Welle um 2,5 Prozent. Seine Erholungsgewinne vom September sind längst wieder ausradiert. Aktuell dümpelt er auf dem tiefsten Stand seit Anfang Februar dieses Jahres./ck/mis