PARIS/LONDON (awp international) - Einer erneuten Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China stehen Anleger in Europa am Dienstag zunehmend skeptisch gegenüber. Hinzu kommt die bislang ungelöste Regierungskrise in Italien, in deren Zuge die populistische Fünf-Sterne-Bewegung am Vormittag kurz für Unruhe an der Mailänder Börse gesorgt hatte. Europaweit gaben die Märkte ihre Vortagesgewinne damit zum Teil ab.

Der EuroStoxx 50 blieb am späten Vormittag entsprechend mit 0,04 Prozent bei 3350,24 Punkten nahezu unbewegt. Am Montag hatte er noch um 0,44 Prozent zugelegt. In Paris verlor der Cac-40-Index am Dienstag ebenfalls 0,09 Prozent auf 5346,05 Punkte. In London gab der FTSE 100 seinerseits um 0,43 Prozent nach.

Nach der jüngsten Eskalation im Handelsdisput zwischen den USA und China hatte US-Präsident Donald Trump am Montag wieder Hoffnung auf ein versöhnliches Ende des Konflikts gemacht. "Ich glaube, wir werden einen Deal mit China machen", sagte er bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des G7-Gipfels im französischen Biarritz. Er werde einem Handelsabkommen mit China nur zustimmen, wenn es sich um eine faire Vereinbarung handele, die gut für die Vereinigten Staaten sei. Er glaube aber, dass das zu erreichen sei.

Am Freitag war der Konflikt eskaliert, nachdem Trump die Strafzölle der USA auf Waren aus China noch einmal erhöht hatte. Zuvor hatte die Regierung in Peking neue Strafzölle angekündigt, die den jüngst von Washington verhängten Importgebühren entsprachen. "Anleger fahren noch immer Achterbahn", schrieb Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets am Dienstag in einem Kommentar. Dass China wirklich einen Deal wolle, scheine bislang von chinesischer Seite nicht bestätigt worden zu sein, fügte er hinzu. Sein Kollege Jochen Stanzl verwies zudem auf anstehende Gespräche zwischen Washington und Brüssel - auch hier schwelt nach wie vor ein festgefahrener Handelsstreit. Dem Experten zufolge könnten die Gespräche schwierig werden, da Trump der Europäischen Zentralbank zuletzt Währungsmanipulation unterstellt hatte. Einen kleinen Schockmoment erlitt zudem der italienische Aktienmarkt am Dienstagvormittag im Zuge des Ringens um eine neue Regierung. Die jüngsten Gewinne im Leitindex FTSE MIB drohten kurzzeitig zu kippen, nachdem die Fünf-Sterne-Bewegung angekündigt hatte, die Gespräche platzen zu lassen, sollte man sich nicht auf Giuseppe Conte als Regierungschef einigen.

In Rom werden aktuell Möglichkeiten für eine alternative Regierung aus der Fünf-Sterne-Bewegung und den Sozialdemokraten ausgelotet. Letztere wollen eine Abkehr von der alten Regierung - thematisch, aber auch was die Besetzung der Posten angeht. Der Aktienmarkt hatte sich bis zum Mittag wieder von dem Kurssturz erholt.

Auf Unternehmensseite sorgte eine Abstufung der Bank of America Merrill Lynch über Ferguson-Papiere für einen dreiprozentigen Kursrutsch des britischen Baustoffherstellers. Unter anderem dürfte dem Unternehmen das schwache Pfund die Geschäfte verhageln, glauben die Analysten. Die Aktie war zuletzt Schlusslicht im FTSE 100.

Ebenfalls im Minus stand die Aktie der skandinavischen Airline SAS . Im dritten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen zwar unter anderem dank niedriger Kerosinpreise die Umsatz- und Gewinnerwartungen von Experten übertroffen. Das Unternehmen schätzt allerdings weiterhin, dass es im Jahresverlauf schwer sein dürfte, ein positives Vorsteuerergebnis zu erreichen. Grund sei unter anderem die schwache schwedische Krone zum US-Dollar. Die Papiere verloren zuletzt 3,94 Prozent./kro/jha/