PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Montag weiter deutlich unter anhaltenden Protektionismus-Sorgen gelitten. Der EuroStoxx 50 fiel am Vormittag um 1,81 Prozent auf 3315,16 Punkte, nachdem China am Montag die jüngsten Giftpfeile aus den USA erwiderte. Schon am Freitag war der Leitindex der Eurozone wegen des weiter eskalierten Zollstreits sehr deutlich um mehr als 3 Prozent gefallen. Nun erreichte er ein Tief seit Anfang Juni.

Nur wenige Tage nach der Ankündigung neuer Strafzölle durch US-Präsident Donald Trump konterte China nun mit einer Abwertung seiner Währung. Zudem wies die Volksrepublik laut Kreisen ihre Unternehmen dazu an, keine Agrargüter mehr aus den USA zu importieren. Laut den Experten von HSBC steigen damit die Sorgen vor einem globalen Konjunkturabschwung und folglich werde auch die Risikoaversion der Anleger immer grösser.

Die Flucht der Anleger aus dem Aktienmarkt, die sich zuvor auch schon im asiatischen Börsenhandel zeigte, machte vor den wichtigsten europäischen Länderindizes nicht halt. In Frankfurt, Paris und London waren die Vorzeichen tiefrot. Der französische Cac 40 fiel um 2,12 Prozent auf 5245,58 Punkte, der Londoner FTSE 100 büsste 2,15 Prozent auf 7248,09 Zähler ein.

Wie häufiger zu beobachten, hinterliessen die Sorgen um den Welthandel bei den besonders stark davon abhängigen Branchen ihre Spuren. Schwer getroffen waren zum Beispiel die Aktien von Rohstoffunternehmen, unter denen ArcelorMittal im Pariser Cac mit einem Abschlag von fast 5 Prozent das Schlusslicht waren. In London versammelten sich viele Werte aus der Branche unter den Verlierern im "Footsie", darunter Rio Tinto mit einem Kursrutsch um 2,5 Prozent.

Weiter ging auch die Talfahrt bei Aktien aus dem Luxusgüterbereich, für die China ein ausserordentlich wichtiger Wachstumsmarkt ist. LVMH und Kering gehören im EuroStoxx mit bis zu 3,8 Prozent zu den grössten Verlierern, in Zürich büssten Swatch und Richemont sogar bis zu 5,7 Prozent an Wert ein.

Lichtblicke im EuroStoxx waren die Aktien von Unibail-Rodamco-Westfield und Iberdrola . Erstere Aktie profitierte mit einem Anstieg um 1,2 Prozent vom Zuspruch, den der Immobiliensektor in unsicheren Börsenzeiten erhält. Letztere legte 0,4 Prozent zu, nachdem Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs ihnen eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte.

Renault stemmten sich mit einem dünnen Plus von 0,2 Prozent gegen das allgemein sehr schwache Umfeld bei Autowerten. Rückenwind gab hier ein Medienbericht, wonach doch wieder Bewegung in die eigentlich beendeten Fusionsgespräche mit Fiat Chrysler kommen könnte. Die Titel der Italiener standen mit 0,8 Prozent im Minus - deutlich weniger als zum Beispiel Volkswagen mit einem 2,4-prozentigen Abschlag.

Bei HSBC wurden die Quartalszahlen der britischen Bank vom überraschenden Rücktritt des Konzernchefs John Flint überschattet. Zu den Gründen des Rücktritts hiess es lediglich, der Schritt sei "im Einvernehmen" erfolgt. Die Aktie verlor in London 1,8 Prozent.

In Amsterdam fiel die Aktie von PostNL mit einem Kurssprung um 6,5 Prozent positiv auf. Der Post- und Logistikkonzern hatte im zweiten Quartal mit seinem Nettogewinn die Erwartungen übertroffen./tih/zb