PARIS/LONDON (awp international) - Am europäischen Aktienmarkt hat das geplante Gipfeltreffen zwischen Joe Biden und Wladimir Putin am Montag wenig Begeisterung ausgelöst. Auch wegen der Erwartung schon bald steigender US-Leitzinsen dominierte Zurückhaltung das Börsengeschehen.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 startete zwar mit Gewinnen in den Handel, rutschte aber schon am Vormittag wieder ins Minus. Gegen Mittag gab er um 0,89 Prozent auf 4038,11 Punkte nach und knüpfte damit an seine vorangegangene Verlustserie an. Ähnlich erging es dem französischen Cac 40 mit einem Kursrückgang um 0,86 Prozent auf 6870,21 Punkte. Der britische FTSE 100 trat nach einem freundlichen Auftakt bei 7513,20 Zählern auf der Stelle.

Der Kreml hat ein weiteres Telefonat des russischen Präsidenten mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bestätigt. In dem Gespräch sei es um die Situation in der Ukraine gegangen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Peskow äusserte sich demzufolge zunächst nicht zu einem möglichen Gipfel von Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden.

Macron hatte am Sonntag zweimal mit Putin und einmal mit Biden telefoniert. Biden habe "im Prinzip" einem Treffen mit Putin zugestimmt, teilte das Weisse Haus anschliessend mit. Bedingung sei, dass Russland nicht in die Ukraine einmarschiere. Kremlsprecher Peskow sagte nun, Putin und Macron hätten die Notwendigkeit betont, die Gespräche der Aussenminister und politischen Berater fortzusetzen. Dies solle im sogenannten Normandie-Format mit Vertretern Russlands und der Ukraine unter deutsch-französischer Vermittlung geschehen. Russland hat nach westlichen Angaben etwa 150 000 Soldaten an der Grenze zum Nachbarland Ukraine zusammengezogen. Befürchtet wird ein Angriff. Das streitet Moskau seit Wochen vehement ab.

Im europäischen Branchenvergleich standen zu Wochenbeginn vor allem Technologieaktien unter Druck: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 büsste 1,8 Prozent an Wert ein. Für die wachstumsstarken Technologieunternehmen mit ihrem hohen Kapitalbedarf sind steigende Zinsen Gift.

Prosus -Titel sackten am EuroStoxx-Ende um rund viereinhalb Prozent auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2020 ab. Sie litten unter erneuten Sorgen, dass China dem Technologiesektor weitere Restriktionen auferlegen könnte. Neben den Anteilsscheinen der niederländische Internet-Holding gerieten auch der Aktienkurs des südafrikanischen Mutterkonzerns Naspers sowie des in Hongkong gelisteten Internetriesen Tencent unter Druck.

Beim Autozulieferer Faurecia mussten die Anteilseigner nach anfangs klaren Gewinnen einen Kursrutsch von fast drei Prozent verkraften. Dass die Franzosen dank einer nachlassenden Halbleiterknappheit mit einem steigenden Jahresumsatz rechnen, half den Aktien nicht.

Derweil war der Index der Medizinunternehmen mit einem knappen Aufschlag einziger Gewinner. Die Branche gilt als vergleichsweise krisenfest, ist also vor allem in einem schwachen Marktumfeld für Investoren attraktiv. Die Versicherer- und Bankenindizes hielten sich als Profiteure steigender Zinsen mit minimalen Abschlägen ebenfalls vergleichsweise gut.

Derweil belastete ein Medienbericht, wonach die Credit Suisse über Jahre Autokraten, Drogendealer sowie mutmassliche Kriegsverbrecher und Menschenhändler als Kunden akzeptiert haben soll. Die Aktien der Credit Suisse büssten gegen den Branchentrend knapp zwei Prozent ein. Die Schweizer Bank wies die Vorwürfe vehement zurück und betonte, dass 90 Prozent der angeführten Konten bereits geschlossen worden seien. Inzwischen steht die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) wegen der Vorwürfe in Kontakt mit der Bank, wie ein Sprecher der Finma bestätigte./gl/stk