PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Donnerstag an ihre jüngste Erholung angeknüpft. Positive Vorgaben kamen aus den USA und Asien. Zudem gab es Entspannungssignale beim Thema Omikron. Der EuroStoxx 50 legte in einem vorweihnachtlich ruhigen Handelsumfeld bis zum Mittag um 0,60 Prozent auf 4242,34 Punkte zu. Damit geht es für den Leitindex der Eurozone in dieser Woche bereits den dritten Handelstag aufwärts, nachdem dieser zu Wochenbeginn noch ein Tief seit Ende November markiert hatte.

Zwar hatte Omikron den Anlegern einen Strich durch die erhoffte Jahresendrally gemacht, mit der jetzigen Erholung blieben die Anleger andererseits aber wohl "vor einem Ausverkauf zum Jahresende bewahrt", konstatierte Jeffrey Halley vom Broker Oanda.

Seit Jahresbeginn steht damit im europäischen Leitindex ein Plus von rund einem Fünftel zu Buche. Auch die Leitbörsen in Frankreich und Grossbritannien zeigten sich am Donnerstag von ihrer freundlichen Seite, wenn auch mit etwas weniger deutlichen Zuwächsen. Der Cac 40 in Paris kletterte um 0,29 Prozent 7072,34 Punkte, während es für den FTSE 100 in London um rund 0,2 Prozent nach oben ging.

Den Märkten verschafften zuletzt britische Studien zu Omikron Rückenwind. Sie untermauern die Thesen aus Südafrika, denen zufolge die Mutante des Coronavirus zwar weitaus ansteckender ist als Delta, aber viel seltener ins Krankenhaus führe. Aktuell stürzten sich die Investor nur zu gern auf diese ermutigenden Nachrichten, schrieb Halley, und blendeten dabei die Schattenseiten aus. Jochen Stanzl von CMC Markets wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch das ursprüngliche Szenario an den Märkten, wonach die Impfstoffe nicht gegen Omikron wirken könnten, sich nicht bewahrheitet hatte.

Auch positive Konjunkturdaten aus den USA hatten zuletzt die Märkte gestützt. Hier stehen am Nachmittag noch eine Reihe weiterer Daten an, die besonders im Fokus stehen, da sich die Anleger nun weiteren Auftrieb erhoffen.

Europaweit beflügelten die Omikron-Nachrichten den Reisesektor - allen voran zeigten sich die Fluggesellschaften besonders erholt. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure führte in der europäischen Sektorwertung mit einem Anstieg um 3,4 Prozent. Selbst eine gesenkte Jahresprognose des Billigfliegers Ryanair wurde damit nicht zur Stimmungsbremse. Auch die Papiere der Iren stiegen an der Dubliner Börse davon ungetrübt um 2,6 Prozent, während die IAG -Aktien in London sogar um vier Prozent anzogen. Die Aktien der Luxusgüterkonzerne gaben indes nach, Hermes etwa verloren am EuroStoxx50-Ende mehr als zwei Prozent, auch Kering standen etwas unter Druck.

Aktien des niederländischen Medizinkonzerns Philips waren mit ebenfalls rund vier Prozent Aufschlag an der Spitze des europäischen Leitindex gefragt. Das Unternehmen hatte zuvor Zwischenergebnisse seiner Tests zu möglicherweise fehlerhaften Schlaf- und Beatmungsgeräten veröffentlicht, die für Erleichterung sorgten. Der Konzern hatte im Juni betroffene Geräte wegen des Verdachts auf Gesundheitsgefahren zurückgerufen, was den Kurs erheblich belastet hatte. Erst kürzlich war das Papier auf den tiefsten Stand seit Ende März 2020 gefallen.

Eine Übernahme lockte die Anleger kurz vor Weihnachten auch in die Aktien des Glücksspielanbieters Flutter , sie verteuerten sich um dreieinhalb Prozent. Die Iren übernehmen für gut 1,9 Milliarden Euro den italienischen Anbieter Sisal. Analysten werteten die Übernahme angesichts des regulierten italienischen Marktes positiv. Jefferies-Experte James Wheatcroft sprach von einem attraktiven Preis.

Die Internetholding Prosus profitierte derweil mit mehr als drei Prozent Aufschlag von positiven Kursvorgaben ihrer Beteiligung Tencent in Asien. Tencent will den grössten Teil der Beteiligung an dem E-Commerce-Unternehmen JD.com abgeben, was am Markt und bei Analysten gut ankam./tav/jha/