PARIS/LONDON (awp international) - Nach den zaghaften Stabilisierungsansätzen zu Wochenbeginn haben Europas Börsen am Dienstag an Schwung gewonnen. Steigende US-Futures bahnten nach dem US-Feiertag am Montag den Weg für höhere Kurse. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg am späten Vormittag um 1,39 Prozent auf 3518,13 Punkte. Der französische Cac 40 kletterte um 1,72 Prozent auf 6021,97 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,67 Prozent auf 7169,36 Zähler zulegte.

Auch die Vorgaben aus Fernost stützten. "Die freundliche Stimmung aus dem asiatischen Handel sorgt im europäischen Handel für einen positiven Grundton", so Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die nach den hohen Verlusten überfällige Erholung steht allerdings auf tönernen Füssen. "Das Inflationsgespenst hat noch nicht an Schrecken verloren und auch die weitere Entwicklung der Konjunktur in den USA und in Europa ist noch mit vielen Fragezeichen versehen", warnte Lipkow. Etwas mehr Klarheit könnten daher die anstehenden US-Einzelhandelsumsätze und die Daten zum US-Immobilienmarkt bringen.

Gefragt waren zyklische Werte, die zuletzt unter den grassierenden Konjunktursorgen gelitten hatten. So gehörten Chemie- und Autowerte zu den grössten Gewinnern. Auch Banktitel lagen gut im Rennen. Hier ragten Aktien von ING heraus. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte das Kursziel nach einer Investorenveranstaltung von 16,25 auf 18,00 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Die Aussagen der niederländischen Bank zu den bis 2025 erwarteten Erträgen seien "konservativ". Sie unterschätzten den Rückenwind von den Nettozinseinnahmen in einem Umfeld steigender Zinsen.

Defensive Sektoren wie Telekommunikation, Nahrungsmittel und Versorger hinkten dagegen dem Gesamtmarkt hinterher. Dabei gaben Iberdrola mit 2,6 Prozent Abschlag deutlich nach. JPMorgan-Analyst Javier Garrido wies auf einen Twitter-Beitrag der spanischen Regierungs-Vizepräsidentin Yolanda Diaz hin, der die Verunsicherung bei spanischen Versorgern verstärke. Diaz habe auf dem Kurzmitteilungsdienst Unterstützung für hilfsbedürftige Familien gefordert, die über eine Steuererhöhung für Stromerzeuger finanziert werden könnte, so der Experte.

Die Papiere von Valneva fielen indes wieder durch deutliche Gewinne auf und kletterten um 16,6 Prozent. Am Vortag war bekannt geworden, dass der US-Pharmariese Pfizer bei dem Impfstoff-Forscher eingestiegen ist./mf/stk