PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben sich am Donnerstag merklich erholt. Der EuroStoxx 50 legte gegen Mittag um 1,83 Prozent auf 3802,93 Punkte zu. Der französischen Cac 40 gewann 1,86 Prozent auf 6564,90 Punkte, während der britische FTSE 100 sich um 0,98 Prozent auf 7498,07 Punkte erholte.

Starke nachbörsliche Zahlen des Facebook-Mutterkonzerns Meta überlagerten die mässige Entwicklung der Wall Street am Vortag und lieferten den Technologiewerten eine Steilvorlage. Zudem gab es erneut gute Ergebnisse einer ganzen Reihe europäischer Unternehmen.

Auch von der Inflation kamen Entspannungssignale. So schwächte sich der starke Preisauftrieb in Spanien ab. Die Lebenshaltungskosten erhöhten sich im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,3 Prozent. Analysten hatten mit einer Rate von 9,0 gerechnet. Im Monatsvergleich fielen die Verbraucherpreise sogar um 0,2 Prozent. Hier hatten Experten mit einem Anstieg gerechnet. Allerdings warnte Comdirect-Marktexperte Andreas Lipkow, die Erholung an den Börsen zu hoch zu veranschlagen: "Die Situation ist weiterhin äusserst fragil und die aktuelle Konsolidierung sollte nicht überschätzt werden."

Gefragt waren Technologiewerte. Neben Meta hatte auch der koreanische Elektronikriese Samsung im ersten Quartal deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn verzeichnet. Zudem hatte der US-Chipkonzern Qualcomm von rasantem Wachstum berichtet. In Reaktion darauf kletterten ASML um 3,4 Prozent und STMicroelectronics um 2,6 Prozent.

Noch stärker entwickelten sich die Autowerte. Mercedes knüpften an die Vortagesgewinne an und stiegen um 2,7 Prozent. Auch die Zahlen von Volvo Cars fielen gut aus. Der schwedische Autobauer habe im ersten Quartal stark abgeschnitten, lobte Goldman Sachs.

Im Banksektor, der ebenfalls deutlich anzog, fielen Barclays positiv auf. Ein sehr starkes Ergebnis im Segment Corporate- und Investmentbanking habe dazu geführt, dass die Erwartungen im ersten Quartal deutlich übertroffen wurden, merke Analyst Raul Sinha von JPMorgan an. Die Aktie stieg um 2,4 Prozent.

Bei den Ölwerten stachen TotalEnergies hervor. Die durch den Ukraine-Krieg nochmals stark angezogenen Öl- und Gaspreise liessen die Gewinne des Konzerns kräftig sprudeln. Im ersten Quartal erwirtschaftete der französische Energieriese trotz einer Milliardenabschreibung aufs Russland-Geschäft unter dem Strich einen Gewinn von 4,9 Milliarden US-Dollar (rund 4,6 Mrd Euro). Die Aktie zog um 0,8 Prozent an.

Nicht ganz so überzeugend war der Quartalsbericht von Unilever . Der Konsumgüterkonzern startete zwar mit einem robusten Wachstum in das neue Jahr. Auch an der Jahresprognose hält der Hersteller von Langnese-Eiscreme, Pfanni-Knödeln und Dove-Seife fest. Allerdings geht Unilever von deutlich höheren Kosten in der zweiten Jahreshälfte aus als bislang. Mit kaum verändertem Kurs hinkte der Wert daher dem Gesamtmarkt hinterher./mf/mis