PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Dienstag knapp behauptet tendiert. Warnsignale von der Inflationsseite und mässige US-Vorgaben belasteten. Der EuroStoxx 50 gab am Vormittag um 0,24 Prozent auf 4334,61 Punkte nach.

Leichte Abgaben verzeichneten auch der französische Cac-40-Index , wo es es um 0,38 Prozent auf 7016,71 Zähler nach unten ging. Der britische FTSE 100 schlug sich besser und rückte um 0,34 Prozent auf 7298,98 Zähler vor.

An den Aktienmärkten herrschte Zurückhaltung, wobei gute Zahlen einiger Unternehmen etwas stützten. Der deutliche Anstieg der chinesischen Erzeugerpreise, die im Oktober den höchsten Stand seit 26 Jahren verzeichneten, hatte eine erneutes Warnsignal für die inflationären Risiken geliefert. Das galt um so mehr, als steigende Energiepreise und der Mehrwertsteuereffekt auch die Teuerung in Deutschland im Oktober weiter angeheizt hatten. Die Verbraucherpreise lagen um 4,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Eine Inflationsrate in dieser Höhe hatten die Statistiker zuletzt vor genau 28 Jahren ermittelt.

Die Aufmerksamkeit ist nun auf die US-Konsumentenpreise gerichtet, die am Nachmittag veröffentlicht werden. Die LBBW erwartet "die höchste Inflationsrate seit Dezember 1990". Das könnte Sorgen vor einem strikteren Kurs der Währungshüter anheizen. "Der Druck auf die US-Notenbanker, ihren Fuss vom Gaspedal zu nehmen, dürfte daher nicht nachlassen", so die LBBW.

Und noch von einer anderen Seite gab es Zeichen, die zur Vorsicht mahnen. Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners verwies auf den Anstieg der Volatilitätsindizes. "Das zeigt eine zunehmende Skepsis der grossen institutionellen Investoren gegenüber der aktuellen Rally und dem hohen Kursniveau", erläuterte Altmann. "Steigendende Volatilitäten bei steigendenden oder stagnieren Kursen waren in der Vergangenheit schon häufig ein zuverlässiges Warnsignal."

Mit guten Zahlen und deutlichen Kursgewinnen machten unterdessen die Einzelhändler auf sich aufmerksam. Fortschritte bei den Kostensenkungen stimmen den niederländischen Handelskonzern Ahold Delhaize optimistischer für das laufende Jahr. Die Analysten von JPMorgan sprachen von besser als erwarteten Zahlen, zu denen vor allem das US-Geschäft beigetragen habe. Ahold kletterten um über zwei Prozent.

Einen Kurssprung legten Marks & Spencer hin. Der erhöhte Jahresausblick verhalf der Aktie der britischen Kaufhauskette zu einem Plus von über 14 Prozent. Jefferies-Analyst James Grzinic sprach von starken Zahlen, in deren Folgen die Konsensschätzungen deutlich steigen dürften.

Gute Zahlen gab es auch im Bankensensektor. Die französische Bank Credit Agricole profitiert weiter von einer Erholung der Wirtschaft und einer Entspannung beim Blick auf mögliche Kreditausfälle. Das Ergebnis im dritten Quartal fiel deutlich besser aus, als Experten erwartet hatten. Die Aktie, die zuletzt das Niveau vor dem Einbruch im März vergangenen Jahres übertroffen hatte, gab allerdings leicht nach. Auch ABN Amro übertraf mit dem Ergebnis für das dritte Quartal die Erwartungen. Die Aktie der niederländischen Bank zog moderat an.

In der Schweiz stach der Schokoladenhersteller Barry Callebaut mit guten Zahlen hervor, worauf der Wert zulegte. Innerhalb der Einzelbranchen profitierten Ölwerte von den weiter steigenden Ölpreisen, während der Reisesektor angesichts der verschärften Corona-Lage das Schlusslicht markierte./mf/stk