Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf zusätzlichen Rückenwind für die Weltwirtschaft lockt Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurück.

Der Dax stieg am Montag um 1,3 Prozent auf 14.100 Punkte, der EuroStoxx50 legte ein Prozent auf 3705 Zähler zu. Mut mache Investoren die Billigung der billionenschweren zusätzlichen Corona-Staatshilfen durch den US-Senat, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Dieses massive Paket wird im zweiten Quartal große Wirkung entfalten, just wenn die US-Wirtschaft wieder hochgefahren wird."

Am Dienstag soll das Gesetz vom Repräsentantenhaus abgesegnet werden. Präsident Joe Biden könnte es dann im Laufe der Woche unterzeichnen. Investoren deckten sich daher vor allem mit konjunkturabhängigen Werten ein. So stieg der Index für die europäische Automobil-Industrie um bis zu 2,1 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch.

Die Fortschritte beim US-Hilfspaket gäben auch der Weltleitwährung Auftrieb, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Anleger investierten verstärkt in den USA, um am dortigen Boom teilzuhaben. "Jeder reißt sich um Dollar, die dafür nötig sind." Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg daraufhin auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 92,317 Punkten. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro auf 1,1857 Dollar.

INFLATIONSÄNGSTE BREMSEN AKTIEN-RALLY

Die erwartete endgültige Verabschiedung des US-Hilfspakets schüre aber auch Inflationsängste, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Die Anleger bleiben damit in einer schwierigen Situation und ein Ausbruch der Aktienmärkte nach oben ist trotz oder gerade wegen der guten Nachrichten nicht garantiert." In den USA deuteten die US-Futures auf einen schwachen Handelsstart hin. Der Future auf den Technologie-Index Nasdaq gab 1,2 Prozent nach, der Future auf den Index S&P 500 fiel um 0,4 Prozent.

Am Anleihemarkt ging unterdessen der Ausverkauf weiter. Dies trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds zeitweise auf plus 1,613 Prozent. Damit lagen sie nur noch knapp unter ihrem Hoch vom Freitag. Die Rendite ihrer deutschen Pendants stieg auf minus 0,276 Prozent. Steigende Anleiherenditen erhöhen die Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen. Banken winken dagegen größere Gewinne aus dem klassischen Kreditgeschäft.

Vor diesem Hintergrund und dank des allgemeinen Konjunkturoptimismus stieg der europäische Branchen-Index um bis zu 2,9 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 130,59 Punkten. Deutsche Bank-Aktien standen mit einem Kursplus von mehr als fünf Prozent an der Spitze der Dax-Gewinner. In Spanien legte die Banco de Sabadell rund sechs Prozent zu. Das britische Institut HSBC sowie die niederländische Bank ING stiegen rund drei Prozent.

ANGRIFF AUF ÖLANLAGEN TREIBT ÖLPREIS

Zusätzlich befeuert wurden die Inflationsspekulationen vom erneuten Anstieg des Ölpreises. Die Sorte Brent aus der Nordsee und die US-Sorte WTI markierten ein 14-Monats-Hoch von 71,38 beziehungsweise ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 67,98 Dollar je Barrel (159 Liter). Auslöser der aktuellen Kurssprünge war ein Angriff auf saudi-arabische Ölanlagen am Wochenende. Anleger müssten mit weiteren Preisanstiegen rechnen, da die Frequenz derartiger Attacken offenbar zunehme, schrieben die Analysten der ING Bank unter Hinweis auf einen Vorfall wenige Tage zuvor.

Dennoch konnten weder Brent noch WTI ihre anfänglichen Gewinne zunächst halten. Am frühen Nachmittag notierten sowohl Brent als auch WTI leicht im Minus bei 68,95 beziehungsweise 65,65 Dollar je Barrel.