PARIS/LONDON (awp international) - Die gute Stimmung an Europas Börsen hält auch am US-Präsidentschaftswahltag an. Der EuroStoxx 50 baute am Dienstag seine anfängliche Gewinne sukzessive aus - am späten Vormittag stand ein Plus von 1,95 Prozent auf 3078,28 Punkte zu Buche. Bereits am Montag hatte sich der Leitindex der Eurozone deutlich von den herben Verlusten der vergangenen Woche erholt.

Auch die anderen Indizes konnten weiter Boden gut machen: Für den französischen Cac 40 ging es zuletzt um 2,17 Prozent auf 4792,81 Punkte hoch und der britische FTSE 100 ("Footsie") gewann 1,79 Prozent auf 5756,05 Zähler.

Laut Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK wäre ein klares Wahlergebnis in den USA das ideale Szenario für die Märkte. Angesichts der Umfragen wäre das eine sogenannte "blaue Welle" - also die Eroberung sowohl des Präsidentenamtes als auch des Senats durch die Demokraten. Denn dann könnten die Anleger in der ersten Jahreshälfte 2021 auf Massnahmen zur Belebung der Wirtschaft und Investitionen hoffen. Technologiefirmen müssten sich in diesem Fall allerdings auf eine stärkere Regulierung ihrer Geschäfte sowie höhere Unternehmenssteuern einstellen.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden führe in den landesweiten Umfragen klar vor dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump, betonte Hewson. Doch der Vorsprung in wichtigen, umkämpften Bundesstaaten falle deutlich geringer aus. Die grösste Sorge für den Markt sei ein unklares oder umstrittenes Wahlergebnis. Auch eine erneute republikanische Senatsmehrheit, welche politische Initiativen der Demokraten blockieren könnte, würden die Anleger wohl nicht goutieren. Am überraschendsten wäre aber ein Sieg Trumps gegen seinen Herausforderer.

Aus Branchensicht gab es in Europa am Dienstag nur Gewinner. Am besten schlugen sich im marktbreiten Stoxx Europe 600 die Aktien der Banken: Ihr Subindex legte um gut drei Prozent zu. Er profitierte vor allem von einem knapp sechsprozentigen Kurssprung von BNP Paribas , nachdem die Franzosen trotz der Corona-Pandemie im Sommerquartal überraschend gut abgeschnitten hatten.

Auch einige andere Unternehmen warteten mit erfreulichen Zahlen auf. In Zürich verteuerten sich die Titel des Personalvermittlers Adecco um mehr als viereinhalb Prozent. Die Schweizer bekamen zwar auch im dritten Quartal die Corona-Folgen zu spüren bekommen. Allerdings fiel der Rückgang nicht mehr gar so stark aus wie im Frühling auf dem Höhepunkt der Krise und auch nicht so stark, wie es Experten erwartet hatten.

Beim Chemiekonzern DSM honorierten die Anleger die Zahlenvorlage mit einem Kursplus von fast zwei Prozent. Dass der Brillenkonzern EssilorLuxottica eine Umsatzerholung berichtete, reichte indes nur für einen Kursgewinn von 0,6 Prozent.

Derweil lag der Index der Telekommunikationsunternehmen mit einem knapp halbprozentigen Plus am Ende des Stoxx-Tableaus. Die Branche gilt als eher defensiv, spielt ihre Stärken also in einem negativen Marktumfeld aus.

An der Londoner Börse büssten Anteilsscheine von AB Foods über ein Prozent ein. Der britische Mischkonzern verzeichne im abgelaufenen Geschäftsjahr einen deutlichen Umsatz- und Ergebniseinbruch./gl/fba