PARIS/LONDON (awp international) - Die Sorge vor steigenden Anleihezinsen ist am Donnerstag an die europäischen Aktienmärkte zurückgekehrt. Allerdings wurden die Anleger im Handelsverlauf etwas mutiger. Die Verluste verringerten sich vor allem mit Beginn eines freundlichen Börsenstarts in den USA. Nach einigem Hin und Her an der Wall Street und den technologielastigen Nasdaq-Börsen, währenddessen es zeitweise auch wieder deutlich abwärts ging, trat zuletzt dann erneut eine Erholung ein. Positive Daten aus der US-Industrie und die überraschende Aussicht auf unveränderte statt steigende Fördermengen für Rohöl durch den Ölverbund Opec+ waren der Auslöser.

Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 0,21 Prozent auf 3704,85 Punkte. Der französische Cac 40 zeigte sich stabil mit plus 0,01 Prozent auf 5830,65 Punkte. Der britische FTSE 100 sank um 0,37 Prozent auf 6650,88 Zähler.

Im europäischen Branchenvergleich büssten die Rohstofftitel besonders stark ein: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackte um 4,3 Prozent ab. Der Index der Technologiewerte folgte mit einem Abschlag von 3,3 Prozent. Der Öl- und Gassektor dagegen zog in Erwartung vorerst weiter stabiler Fördermengen spürbar an und war zum Handelsschluss Favorit mit plus 1,7 Prozent.

Bevor die Opec+ nach mehrstündigen Online-Verhandlungen schliesslich mitteilte, dass sie die restriktive Förderpolitik weitgehend bis Ende April verlängern werde, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits ähnliches berichtet. Dabei hatte sie sich auf Vertreter aus Saudi-Arabien berufen. Bislang war am Markt überwiegend mit einer Anhebung der Fördermenge gerechnet worden. Daher reagierten die Ölpreise prompt und legten zu. Entsprechend reagierten auch die Aktien von Ölunternehmen wie Total und Eni , die im EuroStoxx um 3,2 Prozent und 2,2 Prozent stiegen. Im Stoxx 50 legten BP um 2,7 Prozent und Shell um 2,0 Prozent zu.

Vivendi büssten trotz der von Analysten gelobten Jahreszahlen 4,2 Prozent ein. Damit setzten sie ihren seit Wochen währenden Abwärtstrend fort. Mitte Februar hatten die Titel des Medienkonzerns noch den höchsten Stand seit dem Jahr 2007 erreicht, nachdem der Konzern die Börsenpläne für seine Musiksparte UMG konkretisiert hatte. Vivendi konnte 2020 zwar den Umsatz und den operativen Gewinn (Ebitda) steigern, allerdings verlangsamte sich das Wachstum im Vergleich zum vorangegangenen Jahr deutlich. Zudem gab die Unternehmensführung keinen Ausblick auf das laufende Jahr.

CRH legten nach der Vorlage von Jahreszahlen und der Aussicht auf eine steigende Dividende für 2020 im EuroStoxx spürbar zu. Aviva zogen in London um 2,3 Prozent an. Der britische Versicherer verkauft sein Italien-Geschäft an den deutschen Allianz-Konzern und den französischen Konkurrenten CNP Assurances . Er legte zudem Zahlen für das vergangene Jahr vor.

Novo Nordisk gaben um 1,0 Prozent nach und litten unter Nachrichten von Konkurrentin Eli Lilly . Das Diabetes-Medikament Tirzepatid von Eli Lilly erwies sich in einer zulassungsrelevanten Studie als konkurrenzfähig zum hochdosierten Medikament Semaglutid des dänischen Herstellers, wie Goldman-Analyst Keyur Parekh schrieb. Allerdings sei es bei höherer Dosierung zu stärkeren Nebenwirkungen gekommen und zudem habe Novos Semaglutid im Zulassungsprozess 18 Monate Vorsprung./ck/eas