PARIS/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - Die neuen Rekorde an der Wall Street haben Europas Börsen am Freitag nicht geholfen. Auch insgesamt durchwachsene Unternehmenszahlen gaben keine Richtung vor, so dass die wichtigsten Indizes nur minimale Gewinne ins Ziel retteten.

Zum Handelsende verbuchte der EuroStoxx 50 ein Plus von 0,08 Prozent auf 3605,09 Punkte, womit er auf Wochensicht nicht von der Stelle kam. Der Leitindex der Eurozone hängt nun wieder in der engen Handelsspanne um 3600 Punkte fest, in der er sich seit Monatsbeginn bewegt.

Der Pariser Leitindex CAC 40 verabschiedete sich am Freitag ebenfalls 0,08 Prozent höher mit 5372,38 Punkten ins Wochenende, während der FTSE 100 in London prozentual unverändert bei 7523,23 Zählern schloss.

Der spanische Leitindex Ibex 35 gewann trotz der anhaltenden Katalonien-Krise 0,25 Prozent auf 10 222,70 Punkte. Im Konflikt zwischen der spanischen Zentralregierung und der nach Unabhängigkeit strebenden Regionalregierung zeichnet sich eine Neuwahl des Regionalparlaments in Barcelona ab.

Spitzenreiter im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 waren die Banken, deren Branchenindex um 1,18 Prozent zulegte. Dahinter ging es für die Indizes der Versicherer und Finanzdienstleister um jeweils knapp 1 Prozent hoch.

Die Stimmung gegenüber den Banken habe sich zuletzt generell wieder gebessert, hieß es aus dem Markt. Dazu trügen auch die Fortschritte von US-Präsident Donald Trump bei seiner geplanten Steuerreform bei. Der US-Senat hatte am Donnerstagabend einen Haushaltsentwurf verabschiedet und damit eine Hürde aus dem Weg geräumt.

Derweil ließ der Aufruf katalanischer Separatisten zum kollektiven Bankensturm die Aktienkurse spanischer Geldhäuser kalt: BBVA und Banco Santander verteuerten sich um 1,36 beziehungsweise 0,52 Prozent.

Schlusslicht in der europäischen Übersicht war wie schon tags zuvor der Index der Konsumgüterhersteller, der um 0,70 Prozent nachgab. Die Papiere von Unilever setzten ihren jüngsten Kursrutsch fort und fielen am EuroStoxx-Ende um weitere 2,87 Prozent. Sie erreichten den tiefsten Stand seit Juli. Einige Analysten kürzten nach den schwachen Quartalsergebnissen vom Vortag ihre Kursziele für die Aktie.

Der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa zog derweil Konsequenzen aus der Gewinnwarnung von Mitte Oktober und tauschte die für Finanzen und das Geschäft mit Meeres-Windturbinen zuständigen Manager aus. Überzeugen konnte die Siemens-Tochter die Anleger damit nicht: Die Aktien der Siemens-Tochter sackten um 4,33 Prozent ab.

Beim Hotelbetreiber Accor sorgte die im dritten Quartal deutlich gedrosselte Wachstumsdynamik für einen Kursrutsch von 3,29 Prozent. Für die Papiere des Konkurrenten InterContinental Hotels ging es in London nach Zahlen um 0,90 Prozent nach unten.

Dagegen legten die Aktien der Billigfluglinie Easyjet um 1,39 Prozent zu. Mit Spannung wird hier auf das Ergebnis der Gespräche mit der insolventen Air Berlin gewartet, von der Easyjet Teile übernehmen will.

Positive Nachrichten gab es auch an der Stockholmer Börse. Ericsson-Titel zogen um 7,96 Prozent, obwohl der kriselnde Netzwerkausrüster im Zuge seiner Sanierung einen Milliardenverlust verkraften musste. Laut Sandeep Deshpande von JPMorgan hat das dritte Quartal nach einigen Bereinigungen aber überzeugt. Übertroffene Erwartungen hievten außerdem die Volvo-Aktien auf einen Rekordstand bei 166,90 Kronen. Die Titel des Nutzfahrzeugherstellers schlossen 6,96 Prozent im Plus.

Kursgewinne von 1,66 Prozent gab es bei Swiss Re . Die Aktien trotzten damit den bezifferten Folgen von den jüngsten Naturkatastrophen, die der Rückversicherer auf 3,6 Milliarden US-Dollar bezifferte. Laut JPMorgan-Analyst Michael Morris war die genannte Summe niedriger als von ihm erwartet./gl/zb