PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An Europas Börsen haben die Kurse vor dem Wochenende leicht nachgegeben. Der EuroStoxx 50 notierte am Freitag die meiste Zeit im Plus, ehe er gegen Handelsende ins Minus rutschte. So schloss der Eurozonen-Leitindex 0,17 Prozent schwächer auf 3789,52 Punkten. Auf Wochensicht verzeichnete er damit dennoch ein Plus von 0,4 Prozent.

Entspannungssignale im Konflikt zwischen den USA und dem Iran und die bevorstehende Unterzeichnung der Teileinigung im US-chinesischen Handelsstreit hatten den Markt zuletzt gestützt. Dass sich trotz des Konflikts zwischen den USA und dem Iran die in dieser Woche temporär gedrückten Aktienkurse wieder erholten, zeige, dass die Anleger derzeit grundsätzlich bereit seien, Kursschwächen als Chance zu begreifen, kommentierten die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

In Paris ging der Cac 40 am Freitag mit minus 0,09 Prozent auf 6037,11 Punkten aus dem Handel. Der FTSE 100 in London sank um 0,14 Prozent auf 7587,85 Punkte. Die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember waren etwas schwächer als erwartet ausgefallen. Ökonomen sehen den US-Jobmarkt aber nach wie vor in einer robusten Verfassung.

Mit plus 0,74 Prozent zählte die Reise- und Freizeitbranche mit den Aktien von Fluggesellschaften zu den stärksten Sektoren in Europa. Für die Gewinne war letztlich auch der erhöhte Ausblick von Ryanair verantwortlich. Europas größter Billigflieger steuert nach einem überraschend guten Weihnachtsgeschäft doch wieder auf einen Milliardengewinn zu. Das verhalf nicht nur den Ryanair-Aktien zu einem Anstieg von mehr als fünfeinhalb Prozent, sondern beflügelte auch die Kurse der meisten anderen Airlines.

Bei den Versorgern war ebenfalls eine Unternehmensmeldung für die Aufschläge verantwortlich. Der Sektor war mit plus 1,05 Prozent der beste der Stoxx-600-Branchenübersicht. Die Hoffnung auf eine hohe Entschädigung für den Kohleausstieg sorgte bei RWE für ein Plus von gut 6 Prozent. Bei den Verhandlungen über die Entschädigung der Braunkohle-Unternehmen sei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dem Vernehmen nach mit dem Essener Energiekonzern weitgehend handelseinig, schrieb die "Rheinische Post" (Freitag). RWE dürfte für den Kohleausstieg bis zu zwei Milliarden Euro an Entschädigung erhalten.

Schwächster Sektor waren die Banken mit minus 0,97 Prozent. Im EuroStoxx waren die Anteile der spanischen BBVAmit minus 1,63 Prozent unter den größten Verlierern. In London schnellten die Papiere des Luxusautobauers Aston Martin um mehr als 15 Prozent in die Höhe. Grund war ein Pressebericht, wonach der chinesische Autobauer Geely erwägt, Aston Martin mit einer Geldspritze zur Seite zu springen.

Der seit Monaten geplante Zusammenschluss zwischen der niederländischen Lieferando-Mutter Takeaway.com und dem britischen Essenslieferdienst Just Eat rückt deutlich näher. 80,4 Prozent der Just-Eat-Aktionäre haben ihre Anteile angeboten, wie das niederländische Unternehmen am Freitag in Amsterdam mitteilte. Damit wurde die Mindestannahmeschwelle überschritten und die entscheidende Hürde für die Übernahme genommen. Für den Vollzug fehlen aber noch die Genehmigungen der Behörden. Just Eat gewannen am Freitag 1,9 Prozent, Takeaway rückten um 1,6 Prozent vor.

Weniger gut lief es teils bei britischen Modewerten. Diese litten unter dem gesenkten Ausblick von Superdry. Das Unternehmen hatte gewarnt, niedriger als erwartete Umsätze im Weihnachtsgeschäft könnten den Jahresgewinn ausradieren. Die Aktien verloren 6,7 Prozent. Die Aktien von JD Sports drehten gleichwohl ins Plus und schlossen um ein gutes halbes Prozent höher. Der Sportmode-Anbieter geht davon aus, dass der Vorsteuergewinn im Geschäftsjahr sich im oberen Viertel der Markterwartungen bewegen wird./ajx/zb