PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach dem starken Wochenauftakt haben die Anleger an den europäischen Börsen gleich wieder die Handbremse angezogen. Der EuroStoxx verlor am Dienstag 0,28 Prozent auf 3214,30 Punkte, nachdem er am Vortag eine fast dreiprozentige Erholungsrally gestartet hatte. Mit einer Todeszahl, die weltweit die Millionenmarke erreicht haben soll, zügelte die Corona-Pandemie wieder das Interesse an Aktien.

Außerdem blickten die Anleger wieder etwas vorsichtiger voraus, was die baldigen US-Wahlen betrifft. Weltweit überwog am Dienstag vor der anstehenden ersten Fernsehdebatte zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden die Zurückhaltung. In Europa trug außerdem der erstarkte Euro dazu bei, dass Anleger bei Aktien nicht mehr zugriffen. Dies kann den Unternehmen am Weltmarkt ihre Exporte verteuern.

Die wichtigsten europäischen Länderindizes folgten dem EuroStoxx am Dienstag moderat nach unten: Der französische Cac fiel um 0,23 Prozent auf 4832,07 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,51 Prozent auf 5897,50 Zähler nachgab. Die EU und Großbritannien starteten am Dienstag einen neuen Versuch, um nach dem Brexit doch noch einen Handelspakt zu schließen.

In der Branchenbetrachtung wies der marktbreite Stoxx Europe 600 eine lange Verliererliste aus. Am heftigsten traf es den Bankenindex, der um 2,2 Prozent zurückruderte. Am Montag hatte er sich noch von einem vorangegangenen Rekordtief erholt und an die Spitze des Branchentableaus gesetzt.

Um mehr als ein Prozent ging es unter anderem für den Sektorindex der Reisewerte bergab. Hier wurde die Corona-Pandemie mit der erreichten Millionen-Opferzahl wieder zur Belastung unter anderem bei Fluggesellschaften. Aktien der British-Airways- und Iberia-Muttergesellschaft IAG etwa sackten in London um 3,6 Prozent ab.

Der klarste Gewinner war am Dienstag die als defensiv geltende Versorgerbranche, deren Subindex ein Plus von einem halben Prozent schaffte. National Grid verbuchten hier in London mit fast vier Prozent einen auffällig hohen Kursanstieg.

Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren ansonsten Mangelware. Nokia gehörten im EuroStoxx mit einem Anstieg um 1,8 Prozent zur Spitzengruppe. Hier sorgte es für Freude, dass der Netzwerkausrüster mit der britischen BT Group einen Liefervertrag für 5G-Mobilfunktechnik abschließen konnte.

Im Autosektor waren die Vorzeichen vor allem bei französischen und italienischen Konzernen rot. Für Renault und PSA sowie den Zulieferer Valeo ging es in Paris um 3,2 Prozent oder mehr bergab, Fiat Chrysler büßten in Mailand 2,3 Prozent ein. Vor dem Zusammenschluss von PSA mit Fiat wurden am Dienstag die Besetzungen im neuen Verwaltungsrat bekannt gegeben.

Beim neuen EuroStoxx-Mitglied Adyen konnten sich die Anteilseigner über ein Plus von 0,4 Prozent freuen, sie schraubten ihren Rekord nochmals leicht auf 1622 Euro nach oben. Am Nachmittag begann eine Kapitalmarktveranstaltung des Zahlungsabwicklers, von dem sich die Anleger offenbar positive Nachrichten erhoffen./tih/he