PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Anleger an den wichtigsten Börsen Europas haben am Mittwoch weiter vorsichtig agiert und überwiegend Gewinne mitgenommen. Die starke Zunahme von Corona-Infektionen - vor allem in den USA - verunsichert. Der EuroStoxx 50, das Börsenbarometer für die Eurozone, büßte 1,07 Prozent auf 3286,09 Punkte ein.

Während US-Präsident Donald Trump von sinkenden Corona-Neuinfektionen spricht und auf weitere Lockerungen drängt, steigt die Zahl der täglich registrierten Neuinfizierten in den USA laut der Johns-Hopkins-Universität dramatisch weiter. Drei Millionen Menschen haben sich bereits mit dem Virus infiziert, allein am Dienstag kamen 60 000 hinzu und damit so viel wie noch nie innerhalb von 24 Stunden.

Dieses Thema weiterhin auszublenden, dürfte laut Marktanalyst Konstantin Oldenburger zunehmend schwerer werden. Die Zweifel über ein schnelles Ende der Pandemie mit anschließendem kraftvollen, wirtschaftlichen Aufschwung nähmen zu. "Damit wären aber auch die vielen Vorschusslorbeeren an den Börsen zu Unrecht verteilt worden", gibt er zu bedenken. "Deshalb heißt es erst einmal, weiter Gewinne mitnehmen und die Situation von der Seitenlinie aus betrachten."

In Paris fiel der Leitindex Cac 40 um 1,24 Prozent auf 4981,13 Punkte und rutschte somit erneut unter die 5000er Marke. In London ging es für den FTSE 100 um 0,55 Prozent auf 6156,16 Zähler abwärts.

In dem von Unsicherheit geprägten Umfeld gaben Aktien von Autoherstellern mit 2,0 Prozent Branchenminus besonders deutlich nach. Als der defensiv eingestufte Versorgersektor hielt sich dagegen mit 0,5 Prozent am deutlichsten im Plus.

Größter Kursverlierer im EuroStoxx 50 waren die Papiere von Nokia mit einem Verlust von knapp 8 Prozent. Die Investmentbank JPMorgan sorgt sich, dass der finnische Netzwerkausrüster Aufträge vom Mobilfunkkonzern Verizon an den Kontrahenten Samsung verlieren könnte und strich daher ihre Kaufempfehlung.

In London brachen die Aktien von Boohoo um weitere 13,5 Prozent ein. Seit drei Tagen bereits geht es für den Kurs des Online-Modehändlers steil bergab. Auslöser war ein Bericht der "Sunday Times" über angeblich miserable Arbeitsbedingungen bei einem Zulieferer des Unternehmens. Neuen Medienberichten zufolge sollen nun andere Online-Plattformen wie Amazon die Geschäftsverbindungen zu Boohoo einstellen.

Dagegen kletterten in Amsterdam die Aktien des digitalen Bezahldienstleisters Adyen auf einen neuen Rekordstand bei 1414,00 Euro. Aus dem Tag ging die Aktie dann mit plus 0,7 Prozent auf 1406,50 Euro./ck/fba