PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Während des Wartens auf neue Impfstoffnachrichten hat der weiter steigende Euro die Anleger in Europa am Donnerstag vorsichtig gestimmt. Der EuroStoxx gab am Ende um 0,12 Prozent auf 3517,10 Punkte nach. Er konnte so nicht der Stärke an den New Yorker Börsen mit Rekorden bei einigen US-Indizes folgen.

Am Markt hieß es, hierzulande fehle den Anlegern nach mehrwöchiger Impfstoff-Euphorie derzeit die Inspiration, um die Rally auf dem höchsten EuroStoxx-Niveau seit Ende Februar fortzusetzen. Gewartet werde nun auf Zulassungen und die tatsächliche Auslieferung der Hoffnungsträger in der Corona-Pandemie. Als Bremse fungierte aber auch der Euro mit immer weiteren Hochs seit 2018. Experten sehen darin ein zunehmendes Problem für die Gewinnperspektiven europäischer Unternehmen.

Der französische Cac 40 gab um 0,15 Prozent auf 5574,36 Punkte nach. Der britische FTSE 100 dagegen setzte seinen bislang guten Lauf im Dezember mit einem Plus von 0,42 Prozent auf 6490,27 Zähler fort. Börsianer verweisen hier neuerdings als Stütze darauf, dass Großbritannien nach der bereits erfolgten Zulassung des Biontech-Impfstoffs unter den entwickelten Ländern als erstes mit dem Impfen beginnen werde.

Mit deutlich über 1,21 Dollar überbot der Euro am Donnerstag nochmals seinen höchsten Stand seit April 2018. "Mit dem aktuellen Wechselkurs bekommen die US-Exporteure ein zusätzliches Konjunkturpaket, die Exporteure der Eurozone leiden dagegen", sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der starke Euro habe das Potenzial, die Erholung von Wirtschaft und Unternehmensgewinnen nachhaltig zu bremsen, mahnte Altmann.

Die gedämpfte Marktstimmung bremste hierzulande besonders das Interesse an Aktien aus der Chemiebranche, deren Teilindex mehr als ein Prozent verlor. Auf der positiven Seite standen vor allem die Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche, um die es zuletzt etwas ruhiger geworden war. Ihr Teilindex schnellte um 3,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Anfang März.

Steigende Kurse gab es in diesem Zusammenhang bei vielen Fluggesellschaften, nicht aber bei Tui. Deren Aktien fielen in London um fast sechs Prozent, nachdem am Vortag bekannt wurde, dass der Reiseveranstalter zur Überbrückung der Pandemie neue Staatshilfen bekommt.

Für die Aktien von Ryanair ging es in London hingegen um mehr als drei Prozent hoch, nachdem ein Großauftrag für Boeing-Jets des Typs 737 Max bei Anlegern die Zuversicht erhöhte. Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research glaubt bei dem Billigflieger an kurzfristige Marktanteilsgewinne.

Der Flugbranche angegliedert zogen auch die Papiere aus der Flugzeugindustrie an. Airbus gehörten im EuroStoxx mit einem Anstieg um vier Prozent zu den Favoriten. Rolls-Royce zogen in London angesichts eines vermeldeten Zukaufs sogar um fast 16 Prozent an.

Den Spitzenrang im EuroStoxx hatte der Indexneuling Flutter Entertainment inne, der mit einem Kurssprung um knapp sechs Prozent auch den Reise- und Freizeitsektor stützte. Die Papiere des irischen Glücksspiel-Unternehmens reagierten damit auf die geplante Anteilsaufstockung am US-Anbieter FanDuel./tih/he