PARIS/LONDON (awp international) - Ein heftiger Kurseinbruch bei SAP sorgt am Montag für einen tiefroten Wochenauftakt beim EuroStoxx. Nach enttäuschenden Mittelfristzielen massgeblich von den Aktien des Softwarekonzerns geprägt, fiel der Leitindex der Eurozone am späten Vormittag um 1,61 Prozent auf 3147,20 Zähler. Zwischenzeitlich erreichte er mit 3128 Zählern ein Tief seit einem Monat. Die SAP-Aktien waren an der Frankfurter Börse um mehr als 18 Prozent eingebrochen.

Allgemein zeigten sich die Anleger zu Wochenbeginn weiter besorgt von der neuen Coronavirus-Infektionswelle, die auch bei den erneuerten SAP-Zielen und dem deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex ihre Spuren hinterliess. Anderswo fiel das Minus aber zumindest etwas glimpflicher aus: In Paris sank der Cac 40 um 0,62 Prozent auf 4878,97 Punkte, während der Londoner FTSE 100 noch moderater um 0,26 Prozent auf 5845,16 Punkte nachgab. Der Schweizer SMI stand derweil sogar nur denkbar knapp im Minus.

Marktanalyst David Hewson von CMC Markets verwies neben den ansteigenden Infektionsraten auf teilweise Lockdowns zum Beispiel in Italien und Spanien. Dies machte sich besonders stark im Reisesektor bemerkbar, wo die Lufthansa ihre Mitarbeiter in einem internen Brief auf herbe Einschnitte im Winterflugplan vorbereitete. Aktien des Reisekonzerns Tui zum Beispiel sackten in London um etwa sechs Prozent ab. Auch die Aktien von Fluggesellschaften, Kreuzfahrtanbietern oder des Buchungssystem-Anbieters Amadeus IT gehörten zu den Verlierern.

SAP derweil belastete nicht nur den EuroStoxx, sondern auch den ganzen europäischen Technologiesektor, dessen Branchenindex am mehr als fünf Prozent abrutschte. Im Zuge seiner Drittquartalszahlen hatte der Softwarekonzern die Anleger mit gesenkten Jahres- und Mittelfristzielen schockiert. Dabei setzt die Pandemie den Walldorfern offenbar stärker zu als bisher gedacht. Titel des SAP-Wettbewerbers Capgemini zum Beispiel sackten in Paris um mehr als vier Prozent ab.

Positive Ausnahmen kamen zum Beispiel aus den Sektoren Telekom und Pharma, die in unruhigen Zeiten als defensive Anlagen geschätzt werden. Unter den Gewinnern im EuroStoxx waren so Aktien wie Sanofi oder Bayer. Im ebenfalls recht robusten Versorgersegment fielen EDF in Paris positiv auf mit einem Kursplus von fast zwei Prozent. Hier half eine Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC./tih/stk