PARIS/LONDON (awp international) - Nach den deutlichen Einbussen vom Vortag haben am Freitag Schnäppchenjäger an den europäischen Aktienmärkten das Zepter übernommen. Der EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 0,58 Prozent auf 3211,28 Punkte. Damit deutet sich für den Leitindex der Eurozone ein Wochenverlust von knapp zwei Prozent an. Der französische Cac 40 rückte am Freitagmittag um 1,01 Prozent auf 4886,47 Zähler vor. Der britische FTSE 100 gewann 0,65 Prozent auf 5870,25 Punkte.

Trotz der moderaten Kurserholung sieht Axi-Marktanalyst Milan Cutkovic eine weiterhin angespannte Stimmung und weiter zunehmende negative Nachrichten. "In Europa befinden sich die Anleger im Bann der steigenden Corona-Zahlen und der Angst vor einem erneuten Lockdown. Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Monaten viel Positives eingepreist und die Risiken unterschätzt", erklärte Cutkovic. Zudem signalisierten die jüngsten US-Konjunkturdaten, dass der Aufschwung bald ins Wanken gerät, sollten keine neuen Stimulus-Massnahmen folgen. Immerhin scheine sich das Risiko eines umstrittenen US-Wahlausgangs im November zu verringern, bemerkte der Experte.

Aus Branchensicht stand der Automobilsektor mit plus 2,0 Prozent ganz ober in der Anlegergunst. Der europäische Automarkt wies im September erstmals in diesem Jahr einen Anstieg zum Vorjahresmonat auf. Die Neuzulassungen wuchsen um 3,1 Prozent.

Entsprechend gehörten die Aktien von Renault und PSA mit Kursgewinnen von 3,1 Prozent beziehungsweise 2,3 Prozent zu den gefragteren Werten. Bei Renault habe nach einem Milliardenverlust im ersten Halbjahr die Sanierung begonnen, versicherte der neue Generaldirektor Luca de Meo bei seinem ersten grossen öffentlichen Auftritt für den Konzern. Renault hat bereits den Abbau von weltweit rund 15 000 Stellen und Kostensenkungen im Umfang von rund zwei Milliarden Euro angekündigt.

Besser gelaufene Geschäfte des französischen Luxusgüterherstellers LVMH liessen die Aktien an der EuroStoxx-Spitze um 6,2 Prozent steigen. LVMH wuchs im dritten Quartal vor allem im Geschäft mit Mode und Leder sowie mit Wein und Spirituosen. Ein Händler sprach von einer unerwarteten Erholung, die auch für andere Unternehmen aus der Branche Gutes verheisse. So verteuerten sich die Papiere der Konkurrenten Kering und Hermes um 3,4 Prozent beziehungsweise 2,7 Prozent.

Der Nutzfahrzeughersteller Volvo erhielt im dritten Quartal wieder mehr Lkw-Bestellungen. Die im Zuge der Corona-Pandemie im Vorquartal eingebrochene Nachfrage führte jedoch zu deutlichen Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis. Dennoch schnitt Volvo damit deutlich besser ab, als von Analysten befürchtet. Die Volvo-Titel gewannen zuletzt 0,6 Prozent hinzu./edh/jha/