PARIS/LONDON (awp international) - An den europäischen Aktienmärkten hat sich die jüngste Talfahrt zur Wochenmitte beschleunigt. Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der sich verschärfende Corona-Krise liess den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone am Mittwoch unter das Zwischentief von Mitte Juni fallen, was aus charttechnischer Sicht den Verkaufsdruck noch einmal erhöhte.

Am späten Vormittag stand der EuroStoxx 2,31 Prozent tiefer bei 2999,72 Punkten, nachdem das Börsenbarometer zwischenzeitlich um mehr als 3 Prozent abgesackt war. Der Index war bereits am Montag stark unter Druck geraten und hatte am Dienstag dann noch weiter nachgegeben. Seit Wochenbeginn gerechnet steht damit bislang ein Minus von mehr als 6 Prozent zu Buche.

In Paris sackte der Cac 40 am Mittwoch um 2,37 Prozent auf 4618,51 Punkte ab. In London ging es für den FTSE 100 ("Footsie") um 1,43 Prozent nach auf 5647,08 Punkte unten. In das trübe Bild passte, dass auch die Ölpreise als Gradmesser der wirtschaftlichen Entwicklung stark nachgaben.

Im Kampf gegen die zweite Welle der Corona-Epidemie will zum Beispiel die französische Regierung die Schraube weiter anziehen. Neue Massnahmen seien unerlässlich, teilte Premierminister Jean Castex mit. In Spanien sind innerhalb eines Tages so viele Todesfälle nach einer Infektion mit dem Coronavirus erfasst worden wie seit einem halben Jahr nicht mehr.

Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi sagte, der Markt habe damit begonnen, weitere Lockdowns - ob teilweise oder komplett - in die Kurse einzuarbeiten. Von einer Panik auf dem Börsenparkett könne zwar noch nicht die Rede sein, aber die Nervosität steige deutlich.

In den grossen Indizes EuroStoxx, Cac 40 und "Footsie" gab es zuletzt insgesamt nur ein gutes Dutzend Aktien, die im Plus notierten. Sektorweit die grössten Verluste verzeichneten die Automobilwerte mit einem Minus von 3,9 Prozent. Der stark exportabhängige Sektor gilt als besonders anfällig gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Auch alle anderen Branchen hatten rote Vorzeichen.

Damit geriet in den Hintergrund, dass sich der Opel-Mutterkonzern PSA wie die gesamte Branche zuletzt weiter aus dem Corona-Tief herausarbeiten konnte. Die Franzosen hielten sich sogar überraschend gut und verzeichneten nur einen leichten Umsatzrückgang. Dennoch büssten die Aktien mehr als vier Prozent ein.

Für ein positives Ausrufezeichen im dem trüben Umfeld sorgten die Papiere von Carrefour , die in Paris um gut zwei Prozent stiegen. Der französische Handelskonzern profitierte im dritten Quartal von der hohen Zahl an Menschen im Homeoffice im Zuge der Corona-Krise und der anziehenden Nachfrage nach Lebensmitteln. Der Fachmann James Grzinic vom Analysehaus Jefferies sprach von "starken Resultaten".

In London schnellten die Anteilsscheine von Kaz Minerals um 9,5 Prozent auf 625 Pence nach oben. Der Rohstoffkonzern Nova Resources will den Kupferbergbaukonzern für 640 Pence je Aktie übernehmen. Der Kurs der Kaz-Aktien war nach der von Anlegern als zu teuer monierten Übernahme der Lagerstätte Baimskaya im Osten Russlands im Jahr 2018 abgesackt und hat sich seitdem kaum erholt./la/fba