PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben sich am Dienstag ähnlich lethargisch wie zum Wochenauftakt präsentiert. Da die Anleger angesichts weiter hoher Corona-Infektionszahlen eine Verlängerung von Lockdown-Massnahmen erwarten, hielten sie sich mit einer klaren Positionierung zurück. So gehen Beobachter fest davon aus, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder sich bei ihrer heutigen Online-Konferenz auf entsprechende Schritte sowie möglicherweise auf weitere Verschärfungen der geltenden Massnahmen verständigen werden.

Anleger richten ihre Blicke zudem schon auf eine bevorstehende Anhörung der designierten US-Finanzministerin Janet Yellen vor dem amerikanischen Kongress. Die ehemalige Notenbankchefin dürfte unter anderem zu dem geplanten billionenschweren Corona-Hilfspaket der neuen Regierung gefragt werden

Der EuroStoxx 50 gewann um die Mittagszeit 0,08 Prozent auf 3605,54 Punkte. Für den französischen Cac 40 zeigten die Kurstafeln indes ein Minus von 0,05 Prozent auf 5614,62 Punkte an, während der britische FTSE 100 um 0,18 Prozent auf 6732,57 Zähler vorrückte.

Aus Branchensicht favorisierten die Anleger die als defensiv geltenden Unternehem aus dem medizinischen Bereich: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um 0,8 Prozent zu. Der Index der Technologiewerte gewann 0,7 Prozent und blieb nur wenig unter dem vor dem Wochenende erreichten Rekordhoch. Ihm half eine Reihe positiv aufgenommener Branchennachrichten.

Die Aktien des Schweizer Computerzubehörherstellers Logitech stiegen dank starker Quartalszahlen zeitweise auf einen Rekordstand, bevor die Gewinne zusammenschmolzen. Der IT-Dienstleister S&T überzeugte mit einem ebenfalls erfreulichen Zwischenbericht und will 2021 weiter wachsen. Beim auf Fernwartungssoftware spezialisierten Unternehmen Teamviewer konnten sich die Anteilseigner nach einem Zukauf über klare Kursaufschläge freuen, während der Chipindustrie-Ausrüster ASML und der IT-Dienstleister Cancom von positiven Analystenkommentaren profitierten.

Dagegen führte der Index der Einzelhandelsunternehmen, die besonders unter einem verschärften Kampf gegen die Corona-Pandemie leiden, mit einem Minus von knapp anderthalb Prozent die Verliererliste an.

Unter den Einzelwerten stach ansonsten Stellantis positiv heraus: Die Papiere des neu fusionierten Autoriesen, die bereits an ihre ersten Handelstag zu Wochenbeginn auf ein reges Kaufinteresse gestossen waren, legten in Paris um mehr als fünfeinhalb Prozent auf 14,20 Euro zu. Die Schweizer Grossbank UBS nahm die Aktie mit einer Kaufempfehlung sowie einem Kursziel von 21 Euro in die Bewertung auf. Das anlässlich der Fusion von PSA und Fiat Chrysler veranschlagte Synergieziel von fünf Milliarden Euro sei glaubwürdig, schrieb Analyst Patrick Hummel.

Dagegen büssten Aktien von Lindt & Sprüngli in Zürich über zwei Prozent ein, nachdem der Süsswarenhersteller die Investoren mit seinen Umsatzzahlen für das vergangene Jahr zwar die eigene Zielsetzung erreicht, aber die Markterwartungen enttäuscht hatte. Auch der Ausblick auf 2021 klingt nun zurückhaltender: In der aktuellen Mitteilung ist anders als zum Halbjahr keine Rede mehr davon, dass das Wachstum über den mittelfristigen Vorgaben liegen wird./gl/mis