PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Dienstagvormittag auf dem erreichten hohen Niveau nicht weiter zugelegt. Nachdem der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 am Montag im Verlauf einen Höchststand seit 2008 erreicht hatte, gab er nun leicht nach. Auch die grösseren Länderbörsen lagen im Minus. Sie orientierten sich damit an den US-Börsen, die nach der Rekordjagd in den Vorwochen am Montag einen Gang zurück geschaltet hatten.

Am Vormittag notierte der EuroStoxx 50 um 0,8 Prozent tiefer bei 3988 Punkten. Der Cac 40 gab um rund ein Prozent auf 6232 Punkte nach. Beim FTSE 100 ging es um 0,5 Prozent auf 6992 Punkte abwärts.

"In Anbetracht der lauernden Unternehmenszahlenflut und der EZB-Sitzung in dieser Handelswoche gehen einige Marktteilnehmer lieber in Deckung und nehmen ein paar Kursgewinne mit", begründete Marktexperte Andreas Lipkow vom Onlinebroker Comdirect die Abgaben. Die Erwartungshaltung der Investoren sei "in vielen Sektoren sehr hoch", was zu einer gewissen Zurückhaltung führe.

Die Verluste zogen sich quer durch alle Branchen. Ausnahme waren die Autowerte mit unveränderter Tendenz. Nach den Abgaben vom Vortag stabilisierte sich der Sektor. Dabei halfen auch Unternehmensnachrichten. BMW hatte einen Rekordabsatz für das erste Quartal vorgelegt. Nach vorläufigen Zahlen stand vor Steuern ein Gewinn von 3,76 Milliarden Euro und damit fast fünfmal so viel wie zum Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr. Zudem gab es positive Nachrichten von Unternehmen aus der zweiten Reihe. So hatten der Nutzfahrzeughersteller Traton und der Motorenhersteller Deutz ihren Ausblick angehoben.

Das umgekehrte Bild zeigte sich dagegen bei den Tourismus- und Freizeitwerten. Der Stoxx 600 Europe Travel & Leisure gehörte nach dem Anstieg am Vortag zu den schwächsten Sektoren und verlor rund zwei Prozent.

Unter den Einzelwerten fielen Atos SE auf. Der französische IT-Dienstleister hatte gleich mehrere Zukäufe mitgeteilt. Zudem war der Umsatz im ersten Quartal unter der Vergleichszahl des Vorjahres geblieben. Die Aktie büsste rund sechs Prozent ein.

Nicht ganz so stark, aber ebenfalls deutlich waren die Abgaben bei Danone . Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der starke Euro hatten das Geschäft des Nahrungsmittelherstellers zum Jahresauftakt belastet. Die Aktie büsste 2,5 Prozent ein.

Die schweizerische DocMorris-Konzernmutter Zur Rose Group präsentierte sich dagegen als Corona-Gewinner. Der Versandhändler profitierte im ersten Quartal weiter vom Trend zu Online-Käufen. Trotzdem kam es im Handelsverlauf zu leichten Abgaben. Das Analysehaus Warburg Research verwies darauf, dass der Umsatz leicht unter den Zielen für das Gesamtjahr gelegen habe. Angesichts der exzellenten Positionierung des Unternehmens tue dies der positiven Einschätzung aber keinen Abbruch./mf/jha/