Frankfurt (Reuters) - Die Zwickmühle zwischen Inflations- und Rezessionsängsten hält die vorweihnachtliche Stimmung an Europas Börsen in Grenzen.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Freitagvormittag 0,2 Prozent höher bei 13.938 Punkten und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 stieg um 0,1 Prozent auf 3826 Zähler. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes traten ebenfalls auf der Stelle. "Auch wenn die Hoffnung auf eine Jahresendrally in den Köpfen weiterlebt, die Überzeugung, mit Käufen heute schon das richtige zu tun, fehlt", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Online-Broker CMC Markets.

Am letzten Handelstag vor Heiligabend warten die Investoren auf Daten zu persönlichen Ausgaben in den USA - einen frühen Indikator für die Inflation und damit einen Hinweis zur weiteren Geldpolitik der weltgrößten Notenbanken. Ein überraschend gut ausgefallenes US-Bruttoinlandsprodukt und Arbeitsmarktdaten hatten die europäischen Börsen am Donnerstag zu einem Einsturz gebracht. Laut Analysten ist ein ähnlicher Effekt nach den heutigen Daten um 14.30 nicht ausgeschlossen. "Gerade der gestrige Handelstag hat eindrucksvoll gezeigt, dass niedrige Umsätze nicht gleichbedeutend mit niedrigen Schwankungen sein müssen. Denn an solchen Tagen braucht es nur wenige Käufe oder Verkäufe, um den Markt zu bewegen", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.

ANLEIHEN IM MINUS - ANGST UM RUSSISCHE LIEFERUNGEN STÜTZT ÖL

Die Konjunktursorgen setzten Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bunds stieg auf 2,387 Prozent von 2,365 Prozent am Donnerstag. US-Bonds mit gleicher Laufzeit rentierten mit 3,702 Prozent im Vergleich zu 3,671 Prozent am Vortag.

Sorgen um Lieferungen aus Russland nach der Einführung einer Preisobergrenze durch die Europäische Union und die G7-Staaten trieben Ölpreise an. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI stiegen um jeweils 1,5 Prozent auf 82,17 beziehungsweise 78,67 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die russischen Ölexporte über die Ostsee könnten im Dezember Händlern und Reuters-Berechnungen zufolge um 20 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückgehen. Zudem will Russland Verkäufe an Länder, die den Preisdeckel unterstützen, Anfang 2023 einzustellen.

Ein Vertrag mit dem US-Verteidigungsministerium treibt die Aktie von Bavarian Nordic an. Die Papiere des dänischen Biotech-Unternehmens steigen in Kopenhagen um 5,8 Prozent auf 220,00 Kronen. Der Deal im Wert von 83 Millionen Dollar zielt darauf, die Entwicklung des Impfstoffs gegen eine tödlich verlaufende Viruserkrankung bei Pferden weiter voranzutreiben.

Sorgen um steigende Infektionszahlen nach Lockerungen bei der strengen Null-Corona-Politik belasteten unterdessen Luxusunternehmen mit einem starken Geschäft in China. LVMH und Kering verloren jeweils rund 0,5 Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, rwedigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)