Frankfurt/New York (Reuters) - Überraschend gut ausgefallene US-Konjunkturdaten haben Zinserhöhungsängste geschürt und die Wall Street ins Minus getrieben.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Donnerstag 1,1 Prozent tiefer auf 33.027 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 2,2 Prozent auf 10.476 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,4 Prozent auf 3822 Punkte ein.

Kurz vor Börseneröffnung veröffentlichte Konjunkturdaten überraschten die Märkte. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal höher ausfiel als erwartet, stieg die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe weniger schnell. Beide Daten deuten auf eine bessere Entwicklung der US-Wirtschaft hin als es der Markt angenommen hatte und geben Hinweise auf künftige Schritte der US-Notenbank (Fed). "Die BIP-Daten haben die Erwartungen übertroffen", sagte Sam Stovall, Anlagestratege bei CFRA Research in New York. Die Daten schürten Befürchtungen, dass die Wirtschaft nicht so leicht aufgebe und sich gegen die restriktive Zinspolitik der Fed wehre. Dies werde die Notenbank wahrscheinlich dazu zwingen, die Zinsen für eine längere Zeit hoch zu halten.

Die Fed hat den Leitzins jüngst um einen halben Prozentpunkt angehoben auf die neue Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Zuvor hatte sie vier Mal in Folge noch größere Zinsschritte vollzogen - um jeweils 0,75 Prozentpunkte.

Die Zinserhöhungsängste der Anleger beflügelten den krisenfesten Dollar. Die Zahlen ließen den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um 0,2 Prozent auf 104,42 Punkte steigen. Der stärkere Dollar verringerte die Gold-Nachfrage der Anleger außerhalb des Dollar-Raums. Dies trieb den Goldpreis um rund ein Prozent auf 1795 Dollar je Feinunze nach unten.

TECHNOLOGIEWERTE STÜRZEN AB - TESLA UNTER DRUCK

Bei den Einzelwerten lagen alle Unternehmen des Dow Jones Index - außer Sportartikelhersteller Nike - im Minus. Am Dienstag hatte der Sportartikel-Riese mit unerwartet starken Quartalszahlen die Wall Street beflügelt. Vor allem Technologiewerte mussten nach der Veröffentlichung der Konjunkturzahlen wegen der Zinssorgen der Anleger Kursverluste hinnehmen. Die Aktien von Apple, Amazon und Microsoft fielen zwischen 2,4 und 3,4 Prozent.

Außerdem erreichten die Titel von Tesla nach der Veröffentlichung einer Rabattaktion auf der Website des US-Elektroautobauers zeitweise den tiefsten Stand seit November 2020. Die Wertpapiere stürzten um knapp neun Prozent auf 125,35 Dollar ab. Zuvor hatte der von Elon Musk geleitete Konzern Rabatte in Höhe von 7500 Dollar für in diesem Monat ausgelieferte Elektrofahrzeuge angeboten. Dies steigerte die Ängste der Anleger, dass die Nachfrage nach Tesla-Fahrzeugen angesichts der hohen Inflation zurückgeht. Unabhängig davon untersucht der US-Senat Medienberichten zufolge, ob Tesla bei seiner Produktion Materialien verwendet, die in der chinesischen Region Xinjiang unter Zwangsarbeit hergestellt wurden.

(Bericht von Nette Nöstlinger, Birgit Mittwollen; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)