Frankfurt (Reuters) - Schwache Daten aus dem Dienstleistungssektor in China haben die Freude der Aktienanleger über die staatlichen Hilfen für den Immobiliensektor schnell wieder vertrieben.
Der Dax verlor am Dienstag zunächst bis zu 0,8 Prozent auf 15.691 Punkte, glich die Verluste im Handelsverlauf aber weitgehend wieder aus. Der EuroStoxx50 sank in der Spitze um mehr als ein Prozent auf 4235 Zähler, bevor er nahezu unverändert notierte. An der Wall Street deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen schwächeren Handelsstart hin. Nach der Rückkehr aus einem langen Wochenende stießen die enttäuschenden Konjunkturdaten aus der Volksrepublik auch den US-Anlegern sauer auf.
Chinas Dienstleistungssektor wuchs im August so langsam wie seit acht Monaten nicht mehr. "Damit treten die noch gestern gefeierten Unterstützungsmaßnahmen am Immobilienmarkt schon wieder in den Hintergrund", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. China bleibe im Moment ein volatiler Aktienmarkt. "Und solange die Nachrichtenlage so schnell wechselt, wird sich daran nichts ändern."
Die Regierung in Peking hat in den letzten Monaten eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um das Wachstum wiederzubeleben und das Marktvertrauen zu stärken. "Es fühlt sich an, als ob China an den Rändern herumgebastelt hat und wahrscheinlich etwas Wesentlicheres tun muss", konstatierte Dan Boardman-Weston von BRI Wealth Management.
Enttäuschende Daten aus der Euro-Zone heizten die Verunsicherung der Anleger zusätzlich an. Der Rückgang der Geschäftstätigkeit in der Eurozone beschleunigte sich im vergangenen Monat schneller als zunächst angenommen, da der dominierende Dienstleistungssektor schrumpfte, wie aus einer Umfrage hervorging. "Die Euro-Zone ist in der ersten Jahreshälfte nicht in eine Rezession gerutscht, aber die zweite Jahreshälfte wird eine größere Herausforderung darstellen", sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.
Die unsicheren globalen Konjunkturaussichten schürten die Nachfrage nach dem als sicherer Hafen angesehenen US-Dollar. Auch die höheren Renditen in den USA ließen Anleger zu der US-Währung greifen. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gewann 0,6 Prozent auf 104,78 Punkte. Der Euro tauchte dagegen um 0,7 Prozent auf 1,0722 Dollar ab.
Auch an den Rohstoffbörsen machte sich der Konjunkturpessimismus bemerkbar. Öl der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 88,40 Dollar je Fass. Die Unsicherheiten setzten zudem Industriemetallen zu. Der Preis von Kupfer, das im Energie- und Bausektor eingesetzt wird, sank um 0,5 Prozent auf 8410 Dollar je Tonne.
BANKENWERTE SCHWÄCHER - ASHTEAD STÜRZEN NACH AUSBLICK AB
Nach einem negativen Analystenkommentar fielen die Titel der Commerzbank um mehr als fünf Prozent ans Dax-Ende. Mit 9,70 Euro notierten sie so tief wie seit zehn Wochen nicht mehr. Die britische Bank Barclays setzte die Papiere auf "Underweight" von "Equal Weight" herab. Das Finanzinstitut generiere weniger Kapital als der breite Branchendurchschnitt, bemängelten die Analysten. Es gebe ein größeres Risiko, dass die Schätzungen für den Zinsüberschuss (NII) zu hoch lägen.
Die Aktien der Deutschen Bank verloren nach einem Rüffel der BaFin rund zwei Prozent. Die Finanzaufsicht BaFin will Kundenbeschwerden über die Probleme bei der Abwicklung von Geschäften bei der Postbank nachgehen.
Ein düsterer Ausblick des Ausrüstungsvermieters Ashtead vergraulte die Anleger. Die Aktien fielen in London um bis zu 6,5 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief, nachdem die Firma ihre Prognose für das jährliche Wachstum der Vermietungsumsätze in Großbritannien gesenkt hat. "Die Warnlampen waren an, aber das Ausmaß des Rückgangs der Prognosen ist ein Schock", sagte Hargreaves-Analystin Susannah Streeter.
(Bericht von Stefanie Geiger und Anika Ross, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)