Frankfurt (Reuters) - Die Erwartung neuer US-Inflationsdaten am Dienstag hat die Börsen in Europa zum Wochenauftakt leicht ins Plus gehievt.

"Nach einer Abwärtsrevidierung der Inflation für Dezember blicken Anleger jetzt gebannt auf die Inflationsdaten für Januar", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. "Durch das zuletzt stoische Festhalten der US-Notenbank Fed an höheren Zinsen für längere Zeit dürften die Teuerungsraten zwar weiterhin beachtet werden. Sie sollten aber gleichzeitig an Schlagkraft verlieren, außer es kommt zu einem überraschenden Ruck nach unten." Stanzl mahnte zur Vorsicht. Die Fed habe klargestellt, dass sie sich nicht durch einmalige Daten beeindrucken lassen werde. Erst eine Verstetigung der Inflation bei zwei Prozent dürfte den Ausschlag für Zinssenkungen geben.

GEWINNMITNAHMEN DRÜCKEN ÖL - RÜSTUNGSSEKTOR IM AUFWIND

Am Ölmarkt drückten Gewinnmitnahmen die Preise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils gut ein Prozent auf 81,19 und 75,92 Dollar pro Barrel (159 Liter). Sorgen um die anhaltend angespannte Lage in Nahost hatten die Preise vergangene Woche um insgesamt rund sechs Prozent in die Höhe getrieben.

Gefragt bei den Einzelwerten waren unter anderem Rheinmetall. Die Aktie des Rüstungskonzerns rückte vor dem Besuch von Kanzler Olaf Scholz in einer Rheinmetall-Munitionsfabrik um knapp drei Prozent vor. Die Papiere des Konkurrenten Hensoldt gewannen genauso viel. Im Werk in Unterlüß in Niedersachsen soll es einen symbolischen Spatenstich für die deutliche Ausweitung der Produktion geben. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius und Rheinmetall-Chef Armin Papperger nehmen an dem Termin teil. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine versucht die Bundesregierung unter anderem mit Langfristverträgen mit Rüstungsfirmen die Produktion von Waffensystemen und Munition voranzutreiben.

PBB IM VISIER DER SHORTSELLER

Den Rüstungssektor stützte außerdem auch eine Äußerung von Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung. Der US-Präsidentschaftskandidat verkündete am Samstag, dass er als Präsident dafür sorgen werde, den Nato-Staaten, die ihren Beitrag nicht leisten, keine Unterstützung mehr zukommen zu lassen. "Abseits von der Kontroverse, die er damit auslöst, sorgt es für Unsicherheit und dafür, dass alle Länder aufrüsten müssten", kommentierte Molnar. "Dies regt die Fantasie in den Aktien von Rüstungskonzernen wie Rheinmetall an. Zwar wäre dies auch vorteilhaft für das Dax-Unternehmen, geopolitisch kommt dies aber einem kompletten Vertrauensbruch nahe."

Das Engagement der Deutschen Pfandbriefbank (pbb) am kriselnden US-Büroimmobilienmarkt lockte indes Leerverkäufer an. Leerverkaufspositionen, also Wetten auf fallende Aktien, machten nach offiziellen Meldungen im Bundesanzeiger mindestens 7,57 Prozent der handelbaren Titel des Immobilienfinanzierers aus. Tatsächlich könnte der Anteil der Short-Positionen, bei denen sich Investoren in der Regel Aktien leihen, um sie zu verkaufen, noch höher liegen. Denn nur Leerverkäufe mit einem Volumen von mindestens 0,5 Prozent des Grundkapitals müssen gemeldet werden. Die pbb-Aktien lagen am Montag mit 4,52 Euro nur wenig über dem Allzeittief vom vergangenen Freitag. Nach einem "Handelsblatt"-Bericht laufen derzeit gegen kein anderes Unternehmen aus einem der großen Dax-Börsenindizes so viele Wetten wie gegen das Unternehmen aus Garching bei München.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)