Frankfurt (Reuters) - Nach der Veröffentlichung von US-Konsumdaten gehen europäische Investoren in Wartestellung.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Freitagnachmittag 0,3 Prozent höher bei 13.953 Punkten. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 verlor 0,1 Prozent auf 3821 Zähler. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes waren auf Richtungssuche. Konsum-Ausgaben sind ein Inflationsindikator, den die US-Notenbank Fed besonders genau beobachtet. Wie von Experten erwartet, fiel der sogenannte PCE-Kernindex im November auf eine Jahresteuerungsrate von 4,7 Prozent nach 5,0 Prozent im Oktober. Der Rückgang war allerdings nicht genug, um Hoffnungen auf kleinere Zinsschritte zu wecken.

"Es sieht danach aus, dass ein enttäuschendes Jahr für Aktien mit einem enttäuschenden Handel im Dezember zu Ende geht", sagte Victoria Scholar, Expertin beim Online-Broker Interactive Investor. "Es sei denn, wir bekommen in letzter Minute einen Weihnachtsmann-Anstieg, was zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich erscheint." Am Donnerstag hatten US-Arbeitsmarktdaten und ein überraschend gut ausgefallenes Bruttoinlandsprodukt Zinserhöhungsängste geschürt und die Kurse an europäischen Börsen einstürzen lassen.

ANLEIHEN IM MINUS - ANGST UM RUSSISCHE LIEFERUNGEN STÜTZT ÖL

Die Konjunktursorgen setzten Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg auf 2,390 Prozent von 2,365 Prozent am Donnerstag. US-Bonds mit gleicher Laufzeit rentierten mit 3,715 Prozent im Vergleich zu 3,671 Prozent am Vortag.

Sorgen um Lieferungen aus Russland nach der Einführung einer Preisobergrenze durch die Europäische Union und die G7-Staaten trieben Ölpreise an. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI stiegen jeweils um mehr als zwei Prozent auf 82,91 beziehungsweise 79,51 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die russischen Ölexporte über die Ostsee könnten im Dezember Händlern und Reuters-Berechnungen zufolge um 20 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückgehen. Zudem will Russland Verkäufe an Länder, die den Preisdeckel unterstützen, Anfang 2023 einstellen.

VERKAUF DES RUSSLAND-GESCHÄFTS BEFLÜGELT FERRONORDIC

Bei den Einzelwerten treibt der Verkauf des Geschäfts in Russland die Ferronordic-Aktie. Der schwedische Hersteller von Baumaschinen und Lastwagen veräußerte sein russisches Geschäft für umgerechnet rund 119 Millionen Euro an eine russische Leasinggesellschaft. Die Papiere sprangen um mehr als 60 Prozent auf rund 80 Kronen und sind damit auf den Weg zu einem Allzeithoch. Anfang Januar hatten sie noch bei knapp 370 Kronen notiert.

Zudem beflügelte ein Vertrag mit dem US-Verteidigungsministerium die Aktie von Bavarian Nordic. Die Papiere des dänischen Biotech-Unternehmens stiegen in Kopenhagen um rund fünf Prozent auf 217,60 Kronen. Der Deal im Wert von 83 Millionen Dollar zielt darauf, die Entwicklung des Impfstoffs gegen eine tödlich verlaufende Viruserkrankung bei Pferden weiter voranzutreiben.

(Bericht von Nette Nöstlinger und Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)