Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf ein Abebben der hohen Inflation hat die Anleger an den Börsen in Europa am Donnerstag in Atem gehalten.

Zwar schwächte sich die Teuerungsrate in den USA wie erwartet weiter ab, eine von Investoren erhoffte positive Überraschung in Form einer stärkeren Abschwächung blieb aber aus. Der Dax schränkte daraufhin seine Gewinne etwas ein, nachdem er am Vormittag erstmals seit Februar 2022 die psychologisch wichtige 15.000-Punkte-Marke übersprungen hatte, und notierte am Nachmittag 0,5 Prozent höher bei 15.025 Punkten. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 gewann genauso viel auf 4118 Stellen.

Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen in den USA fiel im Dezember auf 6,5 Prozent von 7,1 Prozent im November. Von Reuters befragte Experten hatten mit 6,5 Prozent gerechnet. "Die Marktteilnehmer haben erwartet, dass die Zahlen noch etwas besser ausfallen würden", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die Zahl sei allerdings in jeder Hinsicht viel besser als die vorherige, und die Inflation bewege sich in die richtige Richtung, was die künftigen Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed beeinflussen dürfte. "Jetzt kommt es vor allem darauf an, wie sich die Fed-Mitglieder äußern, denn das wird die Kursentwicklung bestimmen."

Auch der Euro fiel direkt nach der Veröffentlichung auf 1,073 Dollar von zuvor 1,078 Dollar, drehte aber zügig erneut ins Plus und gewann 0,7 Prozent auf 1,0824 Dollar. Der Dollar, der als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt, verlor im Gegenzug 0,7 Prozent auf 102,44 Punkte.

Angesichts der schwächeren US-Währung verteuerte sich Gold um 1,2 Prozent. Das Edelmetall brach damit den Widerstand bei 1900 US-Dollar je durch je Feinunze und war so teuer wie seit Anfang Mai letzten Jahres nicht mehr. Obschon das Edelmetall oft als Inflationsschutz genutzt wird, erhöhen steigende Zinsen die Opportunitätskosten für Goldanleger.

LOGITECH UND UBISOFT AUF TALFAHRT - SUEDZUCKER STEIGT

Die Aktien von Logitech fielen nach einer Prognosesenkung um zeitweise knapp 20 Prozent und waren damit auf dem Weg, den niedrigsten Stand seit über sieben Jahren zu erreichen. Der Umsatz dürfte im Geschäftsjahr 2022/23 währungsbereinigt um 13 bis 15 Prozent sinken. Ein pessimistischerer Ausblick brachte auch die Ubisoft-Aktie zum Absturz. Die Titel des französischen Videospiele-Herstellers fielen um 13,4 Prozent auf 20,68 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 2016.

Anleger griffen nach einem starken Quartal dagegen bei Südzucker zu. Die Aktien gewannen 3,4 Prozent. Europas größter Zuckerkonzern hatte seinen operativen Gewinn im dritten Quartal dank steigender Preise für Zucker und Biokraftstoffe um rund 73,5 Prozent gesteigert.

In den USA will der Milliardär und aktivistische Investor Nelson Peltz Mitglied im Aufsichtsrat von Walt Disney werden. Mit der Ankündigung schob er die Aktie an. Die Titel des Unterhaltungskonzerns stiegen um 1,6 Prozent. Der Chef des New Yorker Hedgefonds Trian ist dafür bekannt, bei Unternehmen, an denen er beteiligt ist, auf Veränderungen zu drängen. Gleichzeitig drückte ein Medienbericht zu Verzögerungen bei der Expansion von Tesla in China die Aktien des US-Elektroautobauers. Die Titel fielen um 3,9 Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, Nette Nöstlinger und Anika Ross. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)