Frankfurt (Reuters) - An Europas Börsen ist seit Tagen kein Aufwärtstrend in Sicht.

Auch am Donnerstag dümpelten Dax und EuroStoxx50 bei geringen Handelsumsätzen vor sich hin und standen am Nachmittag jeweils 0,3 Prozent tiefer bei 15.701 und 4222 Punkten. "Es scheint, als gäbe es derzeit zwei Hauptursachen für die Sorgen der Anleger: Das schwache Wachstum in der Euro-Zone und in China sowie die länger anhaltenden höheren Zinsen in den USA", sagte Fawad Razaqzada, Marktanalyst von FOREX.com. Die Reihe enttäuschender Wirtschaftsdaten setzte sich am Donnerstag mit den Produktionsdaten aus Deutschland fort: diese sanken im Juli den dritten Monat in Folge und stärker als von Ökonomen erwartet. Der Euro verlor 0,2 Prozent auf 1,0707 Dollar.

An den US-Börsen sackten die Futures vor Handelsbeginn weiter ab, nachdem die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit 216.000 geringer ausfiel als erwartet. Dies untermauert Händlern zufolge die Befürchtungen, dass die Zinsen länger als erwartet auf einem hohen Niveau bleiben könnten. Die US-Notenbank Federal Reserve will mit ihrem straffen Zinskurs den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne jedoch die Wirtschaft abzuwürgen.

CHINAS WIRTSCHAFT SCHWÄCHELT - KUPFER TAUCHT AB

In China sanken die Ausfuhren im August den vierten Monat in Folge - und zwar um 8,8 Prozent. Experten hatten allerdings mit einem noch größeren Rückgang gerechnet. Eine Stabilisierung heiße aber nicht, dass nun neue Dynamik zu erwarten sei, urteilte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Da die europäischen und die US-Konsumenten wegen der hohen Inflation weiterhin sparten, würden die chinesischen Exporte vorerst nicht in Fahrt kommen. Bislang ist es der Führung in Peking noch nicht gelungen, die Wirtschaft nach dem Ende der strikten Corona-Restriktionen wieder auf Trab zu bringen.

Nachfragesorgen drückten auch die Kurse an den Rohstoffmärkten. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 8265 Dollar je Tonne und stand so tief wie seit zwei Wochen nicht mehr. China als weltgrößter Kupferverbraucher kaufte im August fünf Prozent weniger von dem Metall als im Vorjahreszeitraum. "Wir sind hinsichtlich der kurzfristigen Aussichten für Kupfer vorsichtig. China bleibt die wichtigste Quelle der Vorsicht", sagte Analystin Ewa Manthey von ING. "Aufgrund der unsicheren Aussichten für China bestehen bis zum Jahresende weiterhin Abwärtsrisiken."

Auch der stärkere Dollar drückte auf die in der US-Devise notierten Rohstoffe. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verloren jeweils 0,6 Prozent auf 90,06 und 86,98 Dollar je Barrel.

Aktienanleger in Europa blieben auf der Hut und packten sich konjunkturbeständigere Titel wie Versorger und Gesundheitsunternehmen in die Depots.

Aktien von ThyssenKrupp verloren im MDax 2,2 Prozent, nachdem der Industriekonzern sich einen neuen Finanzchef suchen muss. Der bisherige Vorstand Klaus Keysberg habe sich entschieden, für eine Verlängerung seines bis zum 31. Juli 2024 laufenden Vertrags nicht zur Verfügung zu stehen.

An der Mailänder Börse legten die Aktien der Modefirma TOD einen Kurssprung hin. Der Konzern konnte seinen Betriebsgewinn im ersten Halbjahr mehr als verdreifachen. Die Aktien stiegen in der Spitze um fast sechs Prozent.

In London zogen Direct Line um 18 Prozent an. Der Haus- und Kfz-Versicherer verkauft sein vermitteltes Gewerbeversicherungsgeschäft für 520 Millionen Pfund, um sein Kapital zu stärken. "Diese Transaktion ist strategisch und finanziell sinnvoll", sagte Andreas Van Embden, Analyst bei Peel Hunt.

(Bericht von Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)