Frankfurt (Reuters) - Nach einer ersten Einigung im US-Schuldenstreit stehen die Börsenampeln in Europa wieder auf Grün.

Der Dax legte am Donnerstagvormittag um 1,2 Prozent auf 15.837 Punkte zu und machte damit seine Verluste vom Mittwoch fast wieder wett. Der EuroSToxx50 gewann ebenso stark auf 4262 Zähler. Bei der Anhebung der US-Schuldengrenze ist mit der Gesetzesverabschiedung im Repräsentantenhaus eine wichtige Hürde genommen worden. "Die Aktienmärkte können erst einmal durchatmen", sagte IG-Marktexperte Christian Henke. Das von den Republikanern kontrollierte Gremium stimmte mit 314 zu 117 Stimmen für die Weiterleitung des Gesetzes an den Senat, der nun ebenfalls zustimmen muss. "Es gibt so viel parteiübergreifende Unterstützung, dass man kaum glauben kann, dass dies im Senat nicht noch mehr eine Formsache sein wird", sagte Ray Attrill, Leiter der Devisenstrategie bei National Australia Bank. Die Debatte und Abstimmung im Senat könnte sich jedoch bis zum Wochenende hinziehen, insbesondere wenn einer der 100 Senatoren versucht, die Verabschiedung zu verlangsamen.

FED KÖNNTE BEI ZINSSITZUNG PAUSETASTE DRÜCKEN

Mit einer überraschend gewachsenen Industrieproduktion in China verlieh den Börsen zudem ein positives Konjunktursignal aus dem Reich der Mitte Schwung. Anleger blieben jedoch skeptisch, wie nachhaltig die Erholung der Wirtschaft ist, nachdem andere Indikatoren zuletzt enttäuscht hatten.

Die Stimmung an den Börsen wurde auch dadurch aufgehellt, dass Aussagen von US-Notenbankern und Signale aus dem Fed-Konjunkturbericht Beige Book darauf hindeuteten, dass eine Zinserhöhung bei der Fed-Sitzung Mitte Juni wohl ausbleibt. Die Geldmärkte gehen nun von einer Wahrscheinlichkeit von etwa 38 Prozent für eine Zinserhöhung aus, nachdem diese zuvor bei etwa 70 Prozent gesehen wurde. "Der Markt konzentriert sich im Moment stark auf allgemeine makroökonomische Trends, wie zum Beispiel Optionen für Drosselungen durch die Zentralbanken", sagte Sandrine Perret, Portfoliomanagerin bei Unigestion. "Wir sind noch nicht am Ziel, aber näher dran."

Der Höhenflug des Dollar wurde davon etwas gebremst. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, entfernte sich zeitweise von seinem Zwei-Monats-Hoch und stand zuletzt 0,2 Prozent höher bei 104,38 Punkten. Anleger warteten nun vor allem auf Signale vom US-Arbeitsmarkt. Neben den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe standen auch die ADP-Arbeitsmarktdaten aus der Privatwirtschaft an, die einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag liefern werden.

Ein nachlassender Preisdruck in der Euro-Zone schürte bei den Anlegern die Hoffnung, dass die Zinssätze in Europa im September ihren Höhepunkt erreichen werden. Die Verbraucherpreise legten im vergangenen Monat binnen Jahresfrist nur noch um 6,1 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit 6,3 Prozent gerechnet. Der Euro zeigte sich indes wenig beeindruckt und stagnierte bei 1,0684 Dollar.

DR. MARTENS VERGRAULT ANLEGER MIT AUSBLICK

Auf Erholungskurs gingen die zuletzt schwächeren Sektoren. Der Branchenindex der europäischen Autowerte legte mit 1,6 Prozent am stärksten zu. Auch Finanzwerte notierten 1,5 Prozent fester. Am Londoner Aktienmarkt rutschten die Aktien von Dr. Martens um mehr als zehn Prozent ab. Der britische Schuhhersteller warnte angesichts von höheren Ausgaben vor sinkenden Gewinnmargen.

Zu den größten Dax-Gewinnern zählten Heidelberg Materials mit einem Kursplus von zwei Prozent. Die Analysten von JP Morgan haben die Titel auf "Overweight" von "Neutral" hochgestuft.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)