NEW YORK (awp international) - Vor der mit Spannung erwarteten Grundsatzrede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole, Wyoming halten sich die Anleger am US-Aktienmärkte zurück. Frische US-Konjunkturdaten hatten vorbörslich kaum Einfluss auf die Kurse.

Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsbeginn mit rund 0,1 Prozent im Minus auf 33 252 Punkte. Damit deutet sich für den US-Leitindex ein Wochenverlust von rund 1,3 Prozent an. Der technologielastige Nasdaq 100 wird am Freitag rund 0,3 Prozent tiefer erwartet.

"Für den US-Notenbankchef geht es heute vor allem um das Thema Glaubwürdigkeit", konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Auf dem letzten Meeting in Jackson Hole vor einem Jahr hätten er und die grosse Mehrheit der Teilnehmer die aufziehende Inflation völlig unterschätzt. "Dass Powell also an der straffen Geldpolitik inklusive weiterer Zinserhöhungen festhalten wird, ist klar. Nur ist die Frage, um welchen Preis die Fed bei ihrer restriktiven Haltung bleibt", so Molnar.

Unter den Einzelwerten ging es am Freitag bereits im vorbörslichen Handel teilweise recht turbulent zu. Die Aktien von Electronic Arts (EA) stiegen zunächst um rund 14 Prozent, nachdem US-Medien berichtet hatten, dass der Handelskonzern Amazon ein milliardenschweres Kaufgebot für den Online-Spieleentwickler abgegeben habe. Kurz danach berichtete der Wirtschafts-TV-Kanal "CNBC", dass Amazon wohl doch kein Interesse an EA habe, worauf die EA-Papiere auf plus 5,9 Prozent absackten. Die Amazon-Titel notierten zuletzt 0,5 Prozent im Minus.

Die Verhandlungen zur Übernahme des Krebsmedikamentenherstellers Seagen durch den US-Pharmakonzern Merck & Co sind laut Insidern ins Stocken geraten. Grund seien die unterschiedlichen Preisvorstellungen auf beiden Seiten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Beide Seiten äusserten sich zunächst nicht. Die Seagan-Papiere verloren vorbörslich 6,3 Prozent.

Die US-Biotechfirma Moderna will den deutschen Rivalen Biontech und dessen Partner Pfizer wegen angeblicher Patentrechtsverletzungen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen zur Rechenschaft ziehen. Moderna habe deshalb Klagen bei Gerichten in den USA und in Deutschland eingereicht, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Moderna-Aktien sanken vorbörslich um 0,4 Prozent, jene von Biontech verbilligten sich um 2,0 Prozent und Pfizer-Papiere büssten 0,6 Prozent ein.

Die Dell-Aktien litten unter einem negativem Ausblick des PC-Herstellers und fielen vorbörslich um 5,4 Prozent. Dagegen stiegen die Gap-Anteilsscheine vorbörslich um 6,4 Prozent, nachdem die Modekette einen überraschenden Gewinn und eine bessere Umsatzentwicklung im abgelaufenen Quartal gemeldet hatte.

Ansonsten legten die an den US-Börsen gelisteten Anteilscheine (ADRs) chinesischer Unternehmen am Freitag vorbörslich weiter zu. So erzielten die USA und China laut der US-Börsenaufsicht SEC eine vorläufige Einigung, dass US-Vertreter Rechnungslegungsdokumente von in den USA notierten chinesischen Firmen prüfen können. Das ist ein erster Schritt auf dem Weg zu verhindern, dass um die 200 ins New York gelistete chinesische Firmen ihre dortige Börsennotierung aufgeben müssen./edh/mis