NEW YORK (awp international) - Die Enttäuschung über den anhaltend restriktiven geldpolitischen Kurs der US-Notenbank dürfte die Wall Street auch Donnerstag belasten. Der Dow Jones Industrial wird vom Broker IG eine Stunde vor Handelsstart 0,9 Prozent tiefer erwartet bei 33 658 Punkten. Am Dienstag war der US-Leitindex nach moderateren Inflationsdaten mit 34 712 Punkten noch auf das höchste Niveau seit April angesprungen. Die Hoffnung, dass die Fed die Zügel bald locker lässt, hielt aber nicht lange an - zu Recht, wie sich am Vorabend zeigte.

Die Fed senkte zwar nach vier Sitzungen mit einer Erhöhung um jeweils 0,75 Prozentpunkte diesmal erwartungsgemäss nur um 0,5 Prozentpunkte. Das erhoffte Signal auf einen baldigen Höhepunkt der Zinswende blieb jedoch aus. "Die Fed hat trotz zurückgehender Inflation und Rezessionsrisiken nicht die Absicht, die Zinswende auslaufen zu lassen", fasste Analyst Ricardo Evangelista von ActivTrades die Kernaussage von Fed-Chef Jerome Powell zusammen. "Die Zinsen werden 2023 weiter steigen, und noch länger hoch bleiben als gedacht", so der Evangelista. Auch die Europäische Zentralbank stellte nach erwartungsgemässer Zinserhöhung am Donnerstagmittag weitere Zinserhöhungen in Aussicht.

Den Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 taxiert IG noch schwächer auf 11 600 Punkte. Er war am Dienstag mit 12 166 Punkten kurzzeitig auf das Niveau von Mitte September zurückgekehrt.

Vorbörslich zweistellig unter Druck gerieten Papiere von Novavax angesichts einer Kapitalerhöhung. Auch das Thema Covid-Impfstoff erhielt einen Dämpfer. Die britische Regierung halbierte ihre bereits mehrfach angepasste Bestellung von Nuvaxovid. Novavax muss einen Teil der erhaltenen Vorauszahlungen zurückerstatten.

Für Tesla ging es auf einen weiteren Tiefststand seit November 2020. Das Jahresminus beläuft sich auf 57 Prozent. Tesla- und Twitter-Chef Elon Musk, der dadurch bereits seinen ersten Platz der reichsten Menschen der Welt verloren hat, verkaufte zwischen dem 12. und 14. Dezember weitere Aktien. Es war bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass sich Musk von Tesla-Anteilen im Milliardenvolumen trennen musste, um den umstrittenen Twitter-Kauf zu finanzieren./ag/mis